Vulkanasche als Leberkur Was ist davon zu halten?

Autor: C. Niederau

Vulkanasche (Froximun®) soll laut Aussage eines Prospektes – für drei Monate eingenommen – eine Lebervitalkur sein. Eine Patientin will nun von mir wissen, wie und ob es wirksam ist. Was sagen Experten dazu?

Antwort: Zeolithe sind chemisch komplexe Silikat-Minerale mit einer mikroporösen Gerüststruktur. Zeolith-Mineralien finden sich in nahezu allen Vulkangebieten der Erde, so z. B. auch in der Vulkaneifel. Diese Minerale können verschiedene Moleküle adsorbieren, so dass die Zeolithe teilweise auch als „Molekularsiebe“ bezeichnet werden. Solche Substanzen können also theoretisch auch Giftstoffe binden. Auf der anderen Seite kann man in natürlich vorkommenden Zeolithen auch selbst Giftstoffe wie z. B. Blei finden. Vor einer Anwendung beim Menschen muss also vor allem gesichert sein, dass in den Mineralien nicht schon potenziell schädliche Substanzen enthalten sind. Die Zeolithe bleiben wohl nach oraler Einnahme im Darm, so dass auch nur dort eine Bindung von (schädlichen) Substanzen erfolgen kann. Eine direkte Wirkung in der Leber ist mir nicht bekannt und nach oraler Gabe auch schwer vorstellbar.

Im Internet werden die Klinoptilolith-Zeolithe als „natürliche Medizinprodukte“ angeboten. Die Vulkanminerale sollen helfen, „Krankheiten vorzubeugen oder zu lindern“, indem „verschiedene Giftstoffe wie ein Schwamm aus dem Darm aufgesaugt“ werden. "Für die Gesundheit schädliche Stoffe können so gebunden und ausgeschieden werden, noch bevor sie in den Blutkreislauf gelangen" (vgl. www.froximun.de). Neben einem „Medizinprodukt zur inneren Anwendung“ werden die Mineralien auch als Hautpuder und Suspension zur äußeren Anwendung angeboten.

In der Literatur gibt es eine Reihe von experimentellen Studien in vitro und bei Tieren, die verschiedenste Wirkungen von Klinoptilolith-Zeolithen beschreiben. Ich konnte bei einer Literatursuche am 3.4.2012 in der Pubmed-Datenbank aber nicht eine einzige randomisierte klinische Studie zu diesen Substanzen bei gesunden Menschen oder Patienten finden. Vonseiten der Schulmedizin und der evidenzbasierten Medizin ist eine gesundheitsfördernde oder krankheitslindernde Wirkung nicht nachgewiesen.In der Naturheilkunde und in Laienkreisen werden unter „Entgiftungskuren“ der Leber häufig auch Dinge wie Artischockensaft, andere „Naturprodukte“ oder Heilfasten verstanden. Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz, dass diese Maßnahmen die Leber entgiften oder ihr einen Nutzen bringen. Eine sogenannte allgemeine "Leberreinigung" oder „Leberentgiftung“ gibt es bis heute nicht. Man kann einzelne Substanzen mit spezifischen Therapieformen oder Medikamenten wieder entgiften bzw. aus dem Körper herausbringen. Dazu muss man allerdings wissen, welche Substanzen überhaupt in vermehrter Form gespeichert werden.

Die mit Abstand wichtigste Entgiftungsmaßnahme für die Leber ist eine gesunde Lebensweise, also das Fernhalten oder Beseitigen von Schädigungsfaktoren. Hierzu zählen vor allem eine gesunde Ernährung und der vorsichtige Umgang mit Alkohol und Medikamenten.

Kontakt
Prof. Dr. med. Claus Niederau
Katholische Kliniken
Oberhausen gem. GmbH
46045 Oberhausen

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2012; 34 (12) Seite 50
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.