Hashimoto ohne Symptome Was kommt sonst noch infrage?

Autor: Detmar Jobst

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Frage: Meine 25-jährige ansonsten gesunde Patientin wurde bei einer HNO-Ärztin wegen Tonsillitis vorstellig.Die dort durchgeführte Laboruntersuchung ergab folgende Befunde:Leukos: normwertig; BSG:26/50; TSH: 2,85 (0,4 – 4,0) uIU/ml; fT4: 1,2 (0,8 – 1,7) mg/dl; Anti-TG: 374 (< 115) U/ml; TPO: 470 (<34) U/ml; Calcitonin: < 1,0 (< 4,8) pg/ml; Sono: homogen, keine Strukturveränderungen; Klinik: keine schilddrüsenspezifische Symptomatik. Die Patientin ist sehr verunsichert/verängstigt, weil ihr die Diagnose "Hashimoto" von der Kollegin per Telefon mitgeteilt worden ist. Nun hat sie Angst vor einer Autoimmunerkrankung. Eine Kontrolle des TSH-Wertes 4 Wochen später war weiterhin normwertig, BSG rückläufig.Ich habe mit der jungen Frau besprochen, dass sie aktuell keine Fehlfunktion der Schilddrüse habe und insbesondere, dass eine isolierte Erhöhung nicht zwingend mit einer Autoimmunerkrankung verbunden ist. Wir werden zweijährlich das TSH kontrollieren.Ist dies ein gangbarer Weg?

Antwort: Dem Vorgehen des allgemeinmedizinischen Kollegen kann man gut folgen! Ich würde zusätzlich zum TSH auch das Anti-TPO zweimal innerhalb eines Jahres nachkontrollieren.

Der Literatur entnehme ich einige Umstände, die TPO-Antikörper ansteigen lassen, ohne dass eine Pathologie der Schilddrüse vorliegen muss. Dazu gehört eine stärkere Versorgung mit Jodid, z.B. anlässlich eines bisher unerfüllten Schwangerschaftswunsches. Auch bei Menschen mit chronischer Urtikaria findet man erhöhte TPO-Antikörper. Natürlich könnte im beschriebenen Fall ebenfalls eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung in einem frühen Stadium erkannt worden sein.

Es fragt sich allerdings, warum fachfremd (HNO) die Schilddrüse bei einer davon unabhängigen Erkrankung (Tonsillitis) überhaupt untersucht wurde. Zumal auch ein Blutwert bestimmt wurde, der im Zusammenhang mit Schilddrüsenknoten aussagekräftig wäre (Calcitonin als Tumormarker des medullären C-Zell-Karzinoms). Laut Schilderung ist die Schilddrüse der Patientin aber ohne palpatorische oder sonografische Auffälligkeit. In diesem Zusammenhang ist die Leitlinie der DEGAM über erhöhtes TSH in der Hausarztpraxis lesenswert. Dort wird entschieden vor überflüssigen Untersuchungen und einer Behandlung von Laborparametern ohne Krankheitssymptome gewarnt.

Im vorliegenden Fall kann man aus meiner Sicht in Ruhe abwarten, ob sich nach Abklingen der Tonsillitis der Antikörper normalisiert bzw. ob das TSH sich verändert. Die Patientin wird sich vermutlich schnell beruhigen, wenn der Wert sich normalisiert. Die Verunsicherung über einen abweichenden Laborwert unter anderen nicht indizierten Werten erscheint mir verständlich und wäre vermeidbar gewesen, wenn die Untersuchungen unterlassen worden wären.


Autor
Institut für Hausarztmedizin,
Medizinische Fakultät der Universität Bonn
53127 Bonn

Erschienen in: doctors|today, 2023; 3 (5) Seite 44
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