Aciclovir gegen Herpes Wie lange darf man therapieren?

Autor: D. Abeck

Mein 52-jähriger Patient leidet an rezidivierenden Herpes-Infektionen (meist Gesicht, Rumpf). Über ein Jahr habe ich eine Prophylaxe mit 1 Tb. Aciclovir/Tag durchgeführt. Darunter gab es keine Infektionen mehr. Sofort nach Absetzen der Therapie kam es wieder zur Infektion. Wie lange kann ich Aciclovir verordnen?

Antwort: Die kontinuierliche Aciclovir-Suppressionsbehandlung ist die Therapie der Wahl bei rascher Rezidivfolge (> 6 Rezidive pro Jahr), die auch mit schweren subjektiven Symptomen einhergehen. Eine Dosis von täglich 2 x 400 mg gilt als ausreichend, wobei individuell auch eine geringere tägliche Dosis möglich ist. Die Behandlung ist jedoch lediglich morbostatisch, so dass nach Beendigung der oralen Therapie Rezidive typisch sind.

Aciclovir ist eine sehr gut verträgliche Substanz. Eine klinische Untersuchung an mehr als 1 000 immunkompetenten Patienten1, die unter einem rekurrierenden Genitalherpes litten, konnte dies eindrucksvoll bestätigen. Die kontinuierliche Einnahme über einen Zeitraum von fünf Jahren war klinisch erfolgreich (die Mehrzahl der Patienten war unter der Behandlung erscheinungsfrei). Es traten keine Auffälligkeiten bei den Laborparametern ein (im Rahmen der Studie erfolgten ¼-jährliche Kontrollen) und die Verträglichkeit war exzellent. Somit spricht nichts dagegen, die kontinuierliche orale Aciclovirgabe bei dem Patienten beizubehalten.

Literatur
1) Goldberg et al.; Long-term suppression of recurrent genital herpes with acyclovir. A 5-year benchmark. Acyclovir Study Group. Arch Dermatol 1993; 129: 582 – 587
Kontakt
Prof. Dr. med. Dietrich Abeck
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Facharzt für Allergologie
80639 München

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2012; 34 (14) Seite 47
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.