Soor-Ösophagitis Wonach muss man suchen, wie behandeln?

Autor: Hans-Jürgen Tietz

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Frage: Bei meiner 47-jährigen Patientin ist als Zufallsbefund im Rahmen einer Endoskopie eine Soor-Ösophagitis festgestellt worden. Sie erhält L-Thyroxin 75, Östradiolgel, Utrogest®-Tabletten und sporadisch Mometason-Nasenspray. Welche Diagnostik zur Ätiologie des Soors ist sinnvoll und welche medikamentöse Therapie ist anzuraten?

Antwort:

Die Soor-Ösophagitis ist eine ernst zu nehmende, präorganische Kandidose, die stets systemisch behandelt werden muss. Mittel der Wahl sind Fluconazol oder das neue SUBA-Itraconazol, jeweils 200 mg/Tag über fünf Tage, danach 200 mg 1 x pro Woche über sechs Monate, um Heilung und Nachhaltigkeit zu erreichen. In dieser Zeit ist es ratsam, auf mögliche Nachschubquellen aus dem Mund zu achten und diese ggf. ebenfalls zu behandeln, da auch nach einer geheilten Ösophagitis keine Immunität entsteht, die Infektion somit zurückkehren und chronisch verlaufen kann.

Sind die Abstriche von der Zunge bzw. unterhalb der vorderen Zahnhälse positiv, empfehle ich während der langfristigen systemischen Therapie zusätzlich eine gründliche professionelle Zahnreinigung und anschließend eine lokale Behandlung des Mundes mit Amphotericin-B-Lutschtabletten (n= 20, 4-mal täglich eine).

Ich halte den klinischen Befund bei der Patientin jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit für falsch positiv. Ein mikrobiologischer Beweis liegt ja nicht vor. Und eine Weißfärbung der Speiseröhre ist insbesondere bei Einnahme von Blutdrucksenkern und L-Thyroxin typisch. Für eine Soor-Ösophagitis ist einzig ein positiver Biopsie-Befund mit Nachweis von Pseudomyzelien beweisend. Da bei einer solchen Mykose auch das Anti-Candida-IgM signifikant erhöht ist, rate ich der Einfachheit halber zu einer Candida-Serologie und bis dahin von einer empirischen Therapie ab.

Eine Candida-Ösophagitis tritt zudem fast nur bei erheblicher Immundefizienz, Tumor- und Intensivtherapie-Patienten auf. Selbst im Falle einer HIV- Infektion ist sie heute nur noch eine Rarität.


Autor:
Prof. Dr. med. Hans-Jürgen Tietz
Klinik für Innere Medizin
Alexianer Krefeld GmbH
47918 Krefeld

Erschienen in: Der Allgemeinarzt, 2018; 40 (5) Seite 58
Dieser Beitrag wurde ursprünglich auf doctors.today publiziert.