Medibus in Nordhessen Die rollende Arztpraxis ist überholt

Niederlassung und Kooperation Autor: Jan Helfrich

Niederlassungen machen Projektfortführung in Nordhessen nach sechs Jahren überflüssig. Niederlassungen machen Projektfortführung in Nordhessen nach sechs Jahren überflüssig. © hkama – stock.adobe.com

Seit 2018 fährt der sog. Medibus durch die ländlichen Gemeinden in Nordhessen und versorgt Patientinnen und Patienten dort, wo Arztpraxen knapp sind. Nun wird das Projekt der KV Hessen zum Ende dieses Jahres eingestellt.

Auf der Suche nach innovativen Versorgungskonzepten, um dem Ärztemangel auf dem Land entgegenzuwirken, wurde die mobile Lösung von der KV Hessen zusammen mit der DB Regio realisiert. Der Medibus ist wie eine Hausarztpraxis eingerichtet und ausgestattet. Er verfügt z. B. über ein Laborschnelltestgerät für Herzinfarkte, Herzinsuffizienz, Lungenembolie und Beinvenenthrombose. Die Ärztinnen und Ärzte des Medibusses können immobile Patientinnen und Patienten praktisch „vor der Haustür“ versorgen und Praxen bei Überlastung oder bei Abwesenheiten unterstützen.

Medibus erreichte Fallzahlen einer Hausarztpraxis 

Die KV hat nun das Projekt für erfolgreich beendet erklärt. Sie  stellt es zum 31.12.2024 ein. „Das Ziel, die medizinische Versorgung in den ländlichen Regionen Nordhessens wieder sicherzustellen, ist vollständig erreicht worden“, heißt es. 

Der Medibus habe sich seit seiner Einführung Mitte 2018 in den Gemeinden der Landkreise Werra-Meißner und Hersfeld-Rotenburg als wertvolle Übergangslösung in einer Zeit des akuten Ärztemangels erwiesen. Durch seinen Einsatz in Nentershausen, Cornberg, Weißenborn, Herleshausen und Sontra habe man die medizinische Versorgung auf gutem Niveau aufrechterhalten können. Laut KV hat der Medibus während seiner Laufzeit mit bis zu 1.100 Patientinnen und Patienten pro Quartal die Fallzahlen einer durchschnittlichen hessischen Hausarztpraxis erreicht. 2022 wurde das Projekt zusätzlich durch pflegerische und soziale Beratungsangebote der Diakoniestation Eschwege-Land sowie eines Hospizdienstes ergänzt. 

Gemeinsam mit dem Hessischen Ministerium für Gesundheit und lokalen Akteuren sei es inzwischen gelungen mehrere Ärztinnen und Ärzte für eine dauerhafte Niederlassung vor Ort zu gewinnen. In Sontra und in Herleshausen hätten sich bereits 2021 zwei Ärztinnen niedergelassen. Außerdem lockte Sontra eine weitere Hausärztin und einen Hausarzt, dort tätig zu werden.

Zum Jahresbeginn 2025 werde zusätzlich in Nentershausen eine Ärztin eine Praxis eröffnen. Somit stehe den Patientinnen und Patienten in der gesamten Region ab Januar 2025 auch ohne Medibus wieder eine stabile und wohnortnahe Versorgung in mehreren Arztpraxen zur Verfügung.

KV-Vize Armin Beck zeigt sich erfreut: „Der Medibus war ein wichtiger Baustein, um die ärztliche Versorgung in einer besonders herausfordernden Zeit aufrechtzuerhalten. Dass wir jetzt mehrere Ärztinnen und Ärzte für eine Niederlassung in der Region gewinnen konnten, ist ein großer Erfolg.“

Seit 2022 hat das Land Hessen das Projekt mit rund 1,4 Mio. Euro unterstützt. Gesundheitsministerin Diana Stolz lobte das Zusammenwirken aller Beteiligten und die innovative Lösung.

Gelungene Überbrückung  bis zur regulären Versorgung

Auch die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der vom Medibus versorgten Gemeinden zeigen sich mit der Entwicklung zufrieden. „Nach anfänglicher Skepsis, sowohl bei den Bürgerinnen und Bürgern als auch bei uns politisch Verantwortlichen, hat sich der Medibus zu einer wichtigen ‚Brückentechnologie‘ hin zu einer wieder regulären Versorgung entwickelt.“

Quelle: Pressemitteilung – KV Hessen