Deutsche Diabetes Gesellschaft Update bei Insulinen

Verordnungen Autor: Angela Monecke

Immer wieder kam es in jüngster Zeit zu Engpässen beim Insulin. Immer wieder kam es in jüngster Zeit zu Engpässen beim Insulin. © Trsakaoe – stock.adobe.com

Lieferengpässe beim Insulin traten in den zurückliegenden Monaten immer wieder auf. Sind hierbei weitere Probleme zu erwarten, wie bei der Belieferung von Krankenhäusern, der Versorgung mit speziellen Produkten wie Pumpeninsulin, Fertiginsulinpens, Kartuschen für wiederbefüllbare Pens? 

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat bei Insulinherstellern nachgehakt, wie die Lage und die Aussichten sind. Das Unternehmen Sanofi beklagt etwa, dass „Ausgangsmaterialen“ wie für Pens teilweise knapp seien und Komponenten für die Abfüllanlagen zeitweise nicht geliefert werden könnten, was zu einer „andauernden, komplexen und angespannten Situation in der Insulinversorgung“ führe. Einer der Gründe, warum die Herstellung und Lieferung der Humaninsuline weltweit – mit Ausnahme der Infusate – eingestellt werde, so der Hersteller.

Insuman Infusat werde also weiter produziert. Damit sind vor allem Patienten versorgt, die das Insulin nur bei direkter intraperitonealer Gabe vertragen und für die es keine Alternativen gibt. Für die übrigen Insuman-Präparate von Sanofi (Rapid, Basal und Comb) gebe es alternative Produkte, betont das Unternehmen. 

Humaninsulin immer weniger verordnet

Humaninsuline hätten weltweit und auch in Deutschland nur noch einen untergeordneten therapeutischen Stellenwert, heißt es. Der Arzneiverordnungs-Report 2022 beschreibt einen „stetigen und deutlichen Rückgang“ der verordneten Humaninsulin-DDD (definierte Tagesdosen). Wurden 2012 noch 424 Mio. DDD Humaninsulin verschrieben, waren es 2021 nur noch 158 Mio., was einem Rückgang von mehr als 60 % in weniger als einem Jahrzehnt entspricht. Auch die von Sanofi produzierten Humaninsuline hätten „nur noch geringere Verschreibungsanteile in diesem stark rückläufigen Humaninsulinmarkt“, erklärt der Insulinhersteller. Der Anteil von Insuman Rapid liege nur noch bei 22 %, von Insuman Basal bei 17 % und von Insuman Comb bei 20 % der Humaninsuline. 

Klar priorisiert bei den Verschreibungen würden die Analog­insuline. Sie machen laut Arzneiverordnungs-Report rund 80 % aus. Das heißt: Acht von zehn Rezepten gehen auf das Konto der Analoginsuline, nur zwei von zehn auf das der Human­insuline – und der Anteil fällt weiter.  

Novo Nordisk geht davon aus, dass sich beim Insulin „unvorhersehbare Verschiebungen im Markt, wie der Rückzug bei den Humaninsulinen durch Sanofi, in allen Bereichen auswirken“ könne, da es „keine sichere Basis für eine Bedarfskalkulation“ gebe. Sollten sich Probleme bei einzelnen Darreichungsformen ergeben, werde das Unternehmen rechtzeitig darüber informieren.

Lilly Deutschland erklärt, dass es zeitweise zu Engpässen bei der Lieferung von Insulin in Durchstechflaschen (z.B. zur Verwendung in Pumpen) gekommen sei. Die Produktion von Insulinfläschchen wurde daher erhöht. Der Hersteller geht davon aus, dass sich die Versorgungslage bis Jahresende somit verbessert haben und 2024 wieder auf ein normales Niveau zurückkehren werde. Möglicherweise auftretende Engpässe werde man „transparent machen“.

Eine klare Empfehlung spricht die DDG dahin gehend aus, dass Ärzte ab sofort keine Neueinstellungen auf Humaninsuline von Sanofi mehr vornehmen sollten – ausgenommen Insuman Infusat, da es weiterhin vertrieben werde. Bezüglich der Frage, auf welches Insulin konkret umgestellt werden sollte, verweist die Fachgesellschaft auf die Aktualisierungen der Diabetes-Leitlinien (siehe QR-Code). Die Marktrücknahme der Humaninsuline von Sanofi bedauert die DDG, da eine Umstellung bewährter Therapieoptionen immer auch mit Risiken verbunden sei.

Quelle: Medical-Tribune-Bericht