Ernährung: Sollten sich Männer & Frauen gleich ernähren?

Dass sich der Nährstoffbedarf in verschiedenen Lebensabschnitten des Menschen unterscheidet, ist den meisten bewusst. Doch gibt es auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern?

In manchen Punkten unterscheiden sich die Ernährungsbedürfnisse beider Geschlechter aufgrund von biologischen Unterschieden zwischen Männern und Frauen. In erster Linie haben Frauen aufgrund der Menstruation und dem damit einhergehenden Blutverlust einen höheren Eisenbedarf als Männer. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Frauen im Alter von 19-51 Jahren eine tägliche Aufnahme von 15 mg Eisen, bei Männern dürfen es 10 mg/Tag sein.1 Besonders Schwangere sollten auf eine adäquate Eisenzufuhr achten. Hauptlieferanten für Eisen sind Fleisch und Wurstwaren, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte.1 Ein Mangel kann mitunter zu erhöhter Infektanfälligkeit, gestörter Wärmeregulation des Körpers bis hin zu Anämie führen.1

Sondersituation: Schwangerschaft & Stillzeit

Entgegen der landläufigen Meinung steigt der Energiebedarf schwangerer Frauen erst in den letzten Monaten der Schwangerschaft und dann auch nur geringfügig an (ca. 10 %).2 Im Gegensatz hierzu steigt der Bedarf an einzelnen Vitaminen und Mineralstoffen/Spurenelementen in der Schwangerschaft deutlich stärker. Neben einer erhöhten Eisenzufuhr (30 mg/Tag) sollte besonderes Augenmerk auf eine ausreichende Aufnahme von Folsäure, Jod und Omega-3-Fettsäuren gelegt werden.1,2

Folsäure spielt mitunter eine Rolle bei der Zellteilung und dem Zellwachstum. Die DGE empfiehlt erwachsenen Frauen und Männern eine tägliche Zufuhr von 300 µg, Schwangere sollten 550 µg/Tag zu sich nehmen und Stillende 450 µg täglich.1,2

Es wird Schwangeren außerdem eine Supplementation von 100-150 µg Jod pro Tag zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung empfohlen, sofern keine Schilddrüsenerkrankung vorliegt. Gründe für einen erhöhten Jodbedarf in der Schwangerschaft sind die erhöhte Produktion von Schilddrüsenhormonen bei der werdenden Mutter, eine gesteigerte Ausscheidung über die Nieren der Schwangeren sowie der Jodbedarf für die Entwicklung des ungeborenen Kindes, insbesondere für den Jodtransfer über die Plazenta.2

Obgleich die Datenlage zum Nutzen der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) inkonsistent ist, zeigten Studien eine signifikante Risikominderung von frühen Frühgeburten. Daher spricht sich die DGE für eine Supplementierung von 200 mg DHA/Tag für Schwangere aus, die nicht regelmäßig fettreichen Meeresfisch essen. DHA ist wichtig für die Entwicklung des Gehirns und der Sehfunktion des Fötus.2

Haben Männer pauschal einen erhöhten Kalorienbedarf?

Männer haben aufgrund ihrer höheren Muskelmasse einen leicht höheren Energiebedarf als Frauen.3 Dies wird bei der Berechnung des Ruheenergieverbrauchs berücksichtigt. Pauschal können jedoch keine Aussagen getroffen werden, da noch weitere Faktoren Einfluss auf den Energiebedarf haben. Der Gesamtenergieverbrauch beinhaltet zusätzlich die körperliche Aktivität und kann bei Personen mit ähnlichem Körpergewicht einen Unterschied von bis zu 1.900 kcal ausmachen. Daneben spielen bei der Berechnung des Gesamtenergieverbrauchs noch weitere Faktoren eine Rolle, wie das aktuelle Körpergewicht, die Körperzusammensetzung, das Alter, der Gesundheitszustand, die Ethnizität sowie die Umgebungstemperatur. Daher gibt die DGE unterschiedliche Richtwerte für die Energiezufuhr für Frauen und Männer, abhängig von Alter und Aktivitätslevel an.3

Fazit: Die grundlegenden Ernährungsempfehlungen für Männer und Frauen sind ähnlich, da die meisten Nährstoffbedürfnisse unabhängig vom Geschlecht sind. Sowohl Männer als auch Frauen benötigen eine ausgewogene Ernährung, die aus einer Vielzahl von Lebensmitteln besteht, um alle erforderlichen Nährstoffe zu liefern. Menstruationsbedingt sollte bei Frauen auf eine ausreichende Eisenzufuhr geachtet werden, in der Schwangerschaft besteht ebenfalls ein Mehrbedarf bestimmter Vitamine und Mineralstoffe.1,2

Literatur:
1.    Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Referenzwerte. www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/eisen/ (abgerufen am 31.07.23).
2.    Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Energie- und Nährstoffbedarf in der Schwangerschaft. www.dge.de/gesunde-ernaehrung/gezielte-ernaehrung/ernaehrung-in-schwangerschaft-und-stillzeit/handlungsempfehlungen-ernaehrung-in-der-schwangerschaft/ (abgerufen am 31.07.23).
3.    Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Energiezufuhr. www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/energiezufuhr/ (abgerufen am 02.08.23).