Gewichtsreduzierende Diäten auf dem Prüfstand

Neues Jahr, neues Glück: Diäten sind besonders zum neuen Jahr beliebt. Viele gewichtsreduzierende Maßnahmen lassen sich kategorisieren in die Restriktion von Kohlenhydraten oder die von Fetten. Doch wie gesund und effizient sind die „Low-Fat“- und „Low-Carb“-Ansätze?

Schnellerer Gewichtsverlust durch Kohlenhydrat-Verzicht

Diäten zur Gewichtsreduktion sind zahlreich. Neben einer reinen Kalorienrestriktion lassen sich viele Diäten anhand eines (partiellen) Verzichts auf einen Makronährstoff kategorisieren: „Low-Carb“ und „Low-Fat“.

Beide Ernährungsformen führen initial zu Gewichtsverlust. Ergebnissen einer Langzeitstudie zufolge kann in puncto Abnehmen jedoch kein Unterschied zwischen beiden Diätformen festgestellt werden.1 Auffällig ist, dass bei Low-Carb der gewichtsreduzierende Effekt anfangs stärker ausfällt als bei Low-Fat. Begründet werden kann dies mit dem einhergehenden Wasserverlust, da die Glykogenspeicher aufgebraucht werden.2,3 Was taugen die beiden Ansätze im Detail?

Low-Carb: Auf die Lebensmittelauswahl kommt es an

Eine Low-Carb-Diät kann gesundheitsfördernd sein. Entscheidend dafür sind eine ausgewogene Ernährung sowie die Lebensmittelauswahl. Letztlich entscheidet die individuelle Lebensmittelauswahl über die gesundheitlichen Vorteile der Diät: Mehr Vollkorn, Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse lassen die Menge an Mikronährstoffen und Ballaststoffen in der Kost ansteigen, Nüsse verbessern die Fettsäurezusammensetzung.

Low-Fat: Schmale Datenlage erschwert die Einschätzung

Die Auswirkungen von Low-Fat-Diäten sind wenig erforscht. Bei der Durchführung sollte in allen Fällen auf eine ausreichende Zufuhr von wichtigen Nährstoffen geachtet werden. Zur gesundheitlichen Bewertung spielt daher auch hier die Lebensmittelauswahl eine Rolle: Beispielsweise sollten komplexe Kohlenhydrate einfachen Zuckern vorgezogen werden. Außerdem ist auf eine ausreichende Zufuhr von essenziellen Fettsäuren zu achten.4

Doch nicht nur für eine Gewichtsreduktion können sich Diäten lohnen, auch bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden spielt die Ernährung eine wichtige Rolle.

FODMAP-arme Diät kann Symptome lindern

Insbesondere wenn Schmerzen, Blähungen und Diarrhoe als Symptome beim Reizdarmsyndrom (RDS) dominieren, aber auch bei Obstipation, empfiehlt die aktuelle S3-Leitlinie „Reizdarmsyndrom“ als mögliche Therapiemaßnahme unter anderem eine FODMAP-arme Ernährung (fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols).

Diese sollte in 3 Phasen durchgeführt werden:5-7

  • Elimination: Für 6–8 Wochen werden FODMAP-reiche Lebensmittel, also fermentierbare Oligosaccharide (Fructane, Galactane), Disaccharide (Lactose), Monosaccharide (Fructose) und Polyole (Sorbitol, Mannitol, Xylit, Maltitol) – das heißt kurzkettige Kohlenhydrate, die im Dünndarm nur schlecht absorbiert werden – komplett gemieden.
  • Toleranzfindung: Nahrungsmittel mit einem hohen FODMAP-Gehalt werden über ca. 3-4 Wochen langsam wieder in die Ernährung eingeführt.
  • Langzeiternährung: Wurde so die individuelle Verträglichkeit für die entsprechenden Nahrungsmittel bestimmt, kann die daran angepasste Ernährung dauerhaft weitergeführt werden.

Das Ziel ist, wieder möglichst nah eine individualisierte Normalkost zu erreichen. Kommt es jedoch zu keiner Besserung der Symptome unter dieser Diät, sollte sie nicht fortgesetzt werden.6

Eine begleitende medizinische Ernährungsberatung sollte den Patientinnen und Patienten angeboten werden, um unnötige und zu starke Einschränkungen in der Ernährung zu vermeiden, potenzielle Mangel- oder Fehlernährung auszuschließen sowie um möglicherweise orthorektische oder anorektische Personen identifizieren zu können.12

Literatur:
1.    Gardner Ch et al. Effect of Low-Fat vs Low-Carbohydrate Diet on 12-Month Weight Loss in Overweight Adults and the Association with Genotype Pattern or Insulin Secretion. JAMA 2018;319(7):667-679.
2.    Chawla S et al. The Effect of Low-Fat and Low-Carbohydrate Diets on Weight Loss and Lipid Levels: A Systematic Review and Meta-Analysis. Nutrients 2020; 9(12):3774.
3.    Joshi S & Mohan V. Pros & cons of some popular extreme weight-loss diets. Indian J Med Res 2018;148(5):642-647.
4.    Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. Unter: www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/ (zuletzt abgerufen am 21.12.22).
5.    Layer P et al. Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom. Z Gastroenterol 2021;59:1323–1415.
6.    Meißner T. Gute Belege für Low-FODMAP-Diät. CME / Ausgabe 7-8/2921
7.    Auer A et al. FODMAP-arme Diät bei Reizdarmsyndom. Literaturübersicht und Pilotstudie über Österreich-adaptierte Diät. Journal für Gastroenterologische und Hepatologische Erkrankungen 2016;14(1):17-21.