Todesursache: falsche Diagnose Aktenrecherche an US-Kliniken deckt hohe Fehlerquote auf
Kunstfehlerprozesse und andere Quellen weisen immer wieder darauf hin: Diagnosefehler sind eine der Hauptursachen für schwerwiegende Nebenwirkungen von Krankenhaustherapien. Das tatsächliche Ausmaß des Problems sei jedoch nie richtig erfasst worden, berichten Prof. Dr. Andrew Auerbach von der University of California in San Francisco und Kollegen. Sie haben nun versucht, das nachzuholen.
6,5% der Todesfälle durch Diagnosefehler
Grundlage der Untersuchung waren die Akten von 2.428 internistischen Patienten, die in 29 amerikanischen Unikliniken 2019 gestorben oder auf Intensivstationen verlegt worden waren. Bei 550 von ihnen stießen die Autoren in den Akten auf einen Diagnosefehler. Bei insgesamt 17,8 % der Patienten hatte dieser Fehler dazu beigetragen, dass die Betroffenen entweder einen vorübergehenden oder bleibenden Schaden erlitten hatten oder sogar gestorben waren. Bei 121 der 1.863 gestorbenen Patienten stand der Tod mit einem Diagnosefehler in Zusammenhang.
In 21,4 % der Fälle waren die Probleme auf eine ärztliche Fehleinschätzung zurückzuführen, beispielsweise weil Komplikationen nicht erkannt oder Differenzialdiagnosen nicht richtig abgewogen wurden. In 19,9 % der Fälle war bei einer Untersuchung etwas schiefgelaufen, etwa weil man sich für einen falschen Test entschieden hatte oder weil eine Untersuchung zu spät eingeleitet worden war. Missinterpretationen von Ergebnissen sind eine weitere Gefahr, die die Autoren erwähnen.
Computersysteme, die melden, wenn bei Tests Fehler passieren, könnten laut den Autoren helfen, diese Fehlerquoten zu reduzieren. Durch die Analyse komplexer und großer Datenmengen könnten Algorithmen zudem dazu beitragen, akkuratere und schnellere Diagnosen zu stellen. Um jedoch verhängnisvolle Fehler bei klinischen Einschätzungen zu verhindern, bedarf es nach Ansicht der Kollegen umfassenderer Änderungen: Dazu gehören die Evaluation der ärztlichen Arbeitsbelastung sowie spezielle Coaching-Maßnahmen.
Quelle: Auerbach AD et al. JAMA Intern Med 2024; DOI: 10.1001/jamainternmed.2023.7347