Stuhlgang App analysiert Ausscheidungen
Die Forscher um Prof. Dr. Mark Pimentel nutzten für ihre Studie die Anwendung „Dieta“, eine Tracking-App für Patienten mit Reizdarmsyndrom. Die Nutzer können damit unter anderem eine Foto-Dokumentation ihrer Verdauungsprodukte anlegen. Das Entwicklerteam sichtete mehrere Zehntausend solcher von Usern hochgeladenen Fotos und wählte Abbildungen aus, die ihrer Meinung nach charakteristische Ausprägungen von fünf sichtbaren Kot-Eigenschaften darstellten: den Wert auf der Bristol-Stool-Scale (BSS) – einer etablierten Skala, die die Stuhlform einer von sechs Stufen von Verstopfung bis Durchfall zuordnet –, die Konsistenz des Stuhlgangs, seine Fragmentierung, das Volumen sowie die Ausgefranstheit der Ränder. Damit trainierten sie den Algorithmus der App.
In der Evaluationsstudie fotografierten dann 14 Patienten, die an einem Reizdarmsyndrom vom Durchfall-Typ litten, zwei Wochen lang ihre Ausscheidungen und klassifizierten diese selbst anhand der BSS. Diese Werte verglichen die Wissenschaftler mit der automatischen Beurteilung der Bristol-Stufe durch die App sowie mit der Einschätzung von zwei der Autoren, die dafür jede Aufnahme noch einmal persönlich evaluiert hatten. Es zeigte sich, dass das Urteil der App deutlich näher an der Bewertung der Experten lag als das der Patienten selbst.
In einer weiteren Testphase mit 25 Reizdarmpatienten korrelierte die Beurteilung der Stuhlform durch das Smartphone stärker mit den berichteten Durchfallsymptomen der Versuchspersonen als die von ihnen selbst vergebenen BSS-Werte. Prof. Pimentel und Kollegen sehen das Einsatzgebiet der App in der Erfolgskontrolle von Behandlungen, aber auch bei klinischen Studien, in denen es um eine möglichst objektive Erfassung von Stuhlentleerungen gehe.
Quelle: Pimentel M et al. Am J Gastroenterol 2022; 117: 1118–1124; DOI: 10.14309/ajg.0000000000001723