Smartphone-App kann Pneumonie am Geräusch erkennen
Die Diagnose einer ambulant erworbenen Pneumonie (community-acquired pneumonia, CAP) erfolgt klassischerweise anhand klinischer Zeichen plus eventueller Befunde aus dem Röntgenthorax. Nun haben australische Wissenschaftler eine Smartphone-App entwickelt, mit der sich eine CAP recht zuverlässig diagnostizieren und die Schwere der Erkrankung ermitteln lässt.
Kernstück der Software ist die Analyse von Hustengeräuschen. Der bereits 2015 entwickelte Algorithmus macht sich – ähnlich wie die Auskultation – eine modifizierte Schwingung der Luftsäule von der Lunge bis zur Außenwelt zunutze, die sich bei verschiedenen pathophysiologischen Veränderungen in der Lunge ergibt. Anhand von typischen abgewandelten Schwingungsmustern während des Hustens kann das Programm dann die zugrunde liegende pulmonale Erkrankung erkennen.
Für die CAP-Diagnostik benötigt die App fünf Hustenstöße des Patienten, die er 25–50 cm vom Smartphone entfernt ausstößt. Zusammen mit Angaben zu Symptomen (Fieber, akuter/produktiver Husten u.a.) sowie dem Lebensalter wird dann die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Lungenentzündung berechnet. Das Ergebnis wird dem Patienten mitsamt weiterer Empfehlungen innerhalb von weniger als einer Minute mitgeteilt.
In einer prospektiven Studie mit 322 ambulant versorgten Patienten stellte die Software jetzt ihr Können unter Beweis: In über 80 % der Fälle stimmte die App-Diagnose mit der von klinischen Experten überein. Auch bei der Einschätzung der CAP-Schwere lag die Quote bei über 80 %. Sogar bei älteren Patienten, die häufiger untypische oder durch begleitende Erkrankungen verfälschte Symptome haben, waren sich Smartphone-App und Experten in mehr als 80 % der Fälle einig.
Die App ist nicht nur für die speziellen Umstände der medizinschen Versorgung in Australien wichtig, schreiben die Autoren. Vielmehr könnte sie während der Coronapandemie weltweit dabei helfen, hustende Patienten aus den Wartezimmern der Ärzte fernzuhalten.
Quelle: Porter P et al. Br J Gen Pract 2021; DOI: 10.3399/BJGP.2020.0750