Depressive an Onlinetherapie kaum interessiert
Internetbasierte kognitive Verhaltenstherapien (iCBT) bleiben ein Nischenansatz, zumindest in deutschen Hausarztpraxen. Doch die Schuld trifft nicht allein die Ärzte. Es hakt auch aufseiten der Patienten, wie aus einer ursprünglich groß angelegten Erhebung in Deutschland hervorgeht. In gerade einmal 2 % der 112 angefragten Praxen folgten Freiwillige dem Aufruf.
Jeder Dritte ignorierte die Intervention
Forscher wollten wissen, ob eine internetbasierte, unbegleitete Intervention die hausärztliche Versorgung von depressiven Patienten verbessern könnte. Dazu wiesen sie 647 Teilnehmer mit leichten bis mittelschweren Symptomen zwei Gruppen zu: Die erste wurde wie üblich behandelt, die zweite absolvierte zusätzlich das Onlineprogramm mit fünf Modulen.
Nicht nur, dass sich kaum jemand für die Studie rekrutieren ließ. Interesse an der Intervention schienen selbst die 320 Patienten im iCBT-Arm nicht gehabt zu haben. 30 % loggten sich während der sechswöchigen Intervention gar nicht erst ein. Kaum jeder Vierte bis Fünfte absolvierte das erste Modul vollständig (23 %) oder teilweise (18 %). Gerade einmal 9 % schlossen alle fünf Module ab.
Die Ergebnisse überzeugten entsprechend wenig, sagte Privatdozentin Dr. Stephanie Bauer, Leiterin der Forschungsstelle für Psychotherapie am Universitätsklinikum Heidelberg. Nach sechs Wochen unterschieden sich beide Gruppen bezüglich der klinischen Symptomatik im Beck-Depressions-Inventar nur gering. Auch nach sechs Monaten blieb der Effekt der iCBT klein. Allerdings zeigte sich nach dieser Zeit ein Effekt bei der subjektiven Einschätzung der Patienten.
Quelle: 10. Psychiatrie-Update-Seminar