
Nachhaltigkeit Appell: Emissions-Hotspots identifizieren und auf umweltfreundliche Verfahren setzen

Wie wird der klinische Alltag klimafreundlicher? Dieser Frage ging Dr. Annemarie Leliveld-Kors, UMC Groningen, auf den Grund. Wie üblich gab Dr. Leliveld-Kors zu Beginn ihres Vortrags einen Überblick zu den Conflicts of Interest. Ihr einziger Punkt: „Ich bin nach Madrid geflogen.“ Für den Hin- und Rückweg komme so ein CO2-Fußabdruck von 680 kg zustande. Reisen sei einer der Punkte, die im Gesundheitssystem zu den großen CO2-Emittenten zählen – aufseiten des medizinischen Personals, aber auch bei den Patient:innen. Zu den weiteren Faktoren gehören Medikamente, Anästhesiegase oder die Temperaturregulierung medizinischer Geräte.
Komfort für den Urologen bzw. die Urologin in der täglichen Praxis bestehe aus einem großen Berg an Einmalprodukten. Wie kommt man weg von diesen Gewohnheiten? „Die grüne Transformation beginnt mit Provokation und Bewusstsein“, konstatierte die Vortragende. Darüber hinaus brauche es Vorbilder, die ein nachhaltigeres Verhalten vorleben.
Der Fokus sollte nicht nur auf einzelnen Produkten liegen
Dr. Leliveld-Kors erläuterte, dass der Blick weg von einzelnen Produkten und ihrem Umwelteinfluss gehen müsse hin zu einer Betrachtung ganzer Behandlungswege. Zur Veranschaulichung stellte sie ein Paper zum CO2-Fußabdruck der perioperativen transurethralen Resektion von Blasentumoren vor. Wenn man sich alle Schritte der Therapie genau anschaue, könne man CO2-Hotspots ausfindig machen und anpassen.
Quelle:
John JB et al. BJU Int 2025; 135(1): 78-87; DOI: 10.1111/bju.16477
Nachhaltigkeit im Klinikalltag
„Start with measuring“, lautete ihr Ratschlag. So beschaffe man sich detaillierte Informationen über den Energieverbrauch, die Müllproduktion und den CO2-Ausstoß der eigenen Klinik und identifiziere Hotspots. Beispielhaft nannte sie das grüne Barometer, das in den Niederlanden zu diesem Zweck genutzt wird. Einzelne Punkte könnten dann nach ihrem Umwelteinfluss eingestuft und priorisiert werden.
„Und denkt an die R-Leiter“, betonte Dr. Leliveld-Kors. Die Strategien Refuse und Reduce hätten den größten Einfluss auf die Umweltbilanz. Zudem merkte sie an, dass Nachhaltigkeits-Richtlinien der Fachgesellschaften bekannt gemacht werden sollten, um die Kliniken grüner zu gestalten. Das betreffe viele Bereiche von OP-Techniken über Anästhesieverfahren bis hin zu Mehrweg- statt Einwegprodukten.
Ihr Rat zum Abschluss lautete: Best practices teilen, von anderen Disziplinen lernen und sich um gemeinschaftliche Studien zu Nachhaltigkeitszwecken bemühen. Und nicht zu vergessen: gemachte Erfolge feiern!
Quelle:
Leliveld-Kors A. 40th Annual EAU Congress; State-of-the-art lecture „Enhancing environmentally conscious practices within your hospital“