Roboterunterstützung OP-Roboter sind Zentrensache

Autor: Friederike Klein

Mit der angestrebten Krankenhaus-Neuordnung werden OP-Robotersysteme vor allem in größeren Zentren vorkommen. Mit der angestrebten Krankenhaus-Neuordnung werden OP-Robotersysteme vor allem in größeren Zentren vorkommen. © VectorMine – stock.adobe.com

OP-Robotersysteme gibt es vor allem in größeren Zentren. Mit der angestrebten Krankenhaus-Neuordnung wird sich das wahrscheinlich verfestigen. Und das ist auch gut so, fanden die meisten Diskutanten.

Die roboterassistierte Chirurgie ist bei kolorektalen Operationen zwar nicht so gut etabliert wie in der Gynäkologie (Hysterektomie) und der Urologie (Prostatektomie), aber die Begeisterung für die Möglichkeiten dieser Technik war beim 49. Deutschen Koloproktologen-Kongress deutlich zu spüren. Gegenüber der laparoskopischen hat die roboterassistierte Chirurgie einige Vorteile:

  • Instrumente können wie eine Hand abgewinkelt werden und um die Ecke reichen (Endowrist) 
  • Die Sicht auf das OP-Feld ist stabiler als bei der Laparoskopie, der Tremor wird herausgerechnet
  • Es stehen mehrere Roboterarme mit Instrumenten zur Verfügung und ggf. noch eine Assistenz 
  • Die Visualisierung wurde optimiert
  • Die Belastung des Chirurgen verringert sich durch den ergonomischen Konsolenplatz

Die Roboterunterstützung verspricht eine größere Sicherheit während der OP insbesondere in engen und schwierigen Situationen. Allerdings konnte hinsichtlich der Therapie von Kolon- und Rektumkarzinom bislang nicht belegt werden, dass sich das onkologische Behandlungsergebnis (rezidivfreies, krankheitsfreies oder Gesamtüberleben) durch die größere Genauigkeit des roboterassistierten Operierens verbessern lässt. Studien dazu laufen.

Laparoskopisch oder roboterassistiert?

Der aktuelle Standard für Kolonresektionen ist laut Prof. Dr. ­Christoph ­Reissfelder, Universitätsmedizin Mannheim, eher die minimalinvasive Chirurgie (MIC) mittels Laparoskopie. In seiner Klinik werden 90 % der onkologischen Kolonresektionen so durchgeführt. Nach den Daten des Studien-, Dokumentations- und Qualitätszentrums der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie zur chirurgischen Qualitätssicherung erfolgten in deutschen Kliniken 2021 allerdings im Durchschnitt mehr als die Hälfte der Resektionen wegen eines Kolontumors immer noch offen, nur etwa 46 % laparoskopisch und gerade einmal 4 % roboterassistiert. Damit sei nicht einmal die MIC mit Laparoskopie die Regel bei Kolonresektionen, bedauerte Prof. ­Reissfelder. 

Er unterstrich deshalb die Forderung nach einer Therapie von Kolon- und Rektumkarzinomen nur in zertifizierten Zentren. Evidenzbasierte Qualitätsstandards verbessern die Prognose, betonte der Referent. Nach einer noch nicht publizierten Kohortenstudie seiner Arbeitsgruppe geht die Behandlung von Patient:innen mit Kolon- und Rektumkarzinomen in zertifizierten Zentren mit einem signifikant verlängerten Gesamtüberleben einher. 

Die aktuell diskutierte Krankenhausreform wird die Zentrenbildung über die Onkologie hinaus weiter beschleunigen. Roboterassistierte Operationen könnten dann auf Zentren des höchsten Levels beschränkt sein.

Quelle:
Reissfelder C. 49. Deutscher Koloproktologen-Kongress; Vortrag: „Kolonkarzinom: Robotics ist der neue Standard – KONTRA“
49. Deutscher Koloproktologen-Kongress