Morbus Whipple Bakterieller Trittbrettfahrer
Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sind nicht nur durch „klassische“ Erreger wie Cl. difficile oder Zytomegalievirus gefährdet, sondern auch durch einen Morbus Whipple. Die extrem seltene Infektionskrankheit befällt v.a. Männer mittleren Alters, erklären Dr. Kerem Bulut von der Klinik für Innere Medizin und Gastroenterologie am St. Clemens-Hospital in Geldern und Kollegen.
Unspezifische Klinik erschwert die Erkennung
Erreger ist das ubiquitär vorkommende Bakterium Tropheryma whipplei. Die Diagnose gestaltet sich aufgrund der unspezifischen Klinik sowie der langen Zeit zwischen ersten Zeichen und klinischem Vollbild schwierig. Die meisten Betroffenen klagen über gastrointestinale Symptome, aber auch eine Arthritis und – seltener – eine Endokarditis können auftreten. Die Erregerdiagnose stützt sich auf die PCR sowie den histologischen Nachweis durch PAS-Färbung von mittels tiefer Duodenalbiopsie gewonnenen Typ I-Makrophagen.
Gefährlich wird die Infektion insbesondere bei gleichzeitiger Immunsuppression. Die Autoren schildern den Fall eines 30 Jahre alten Mannes mit bekanntem M. Crohn und Azathioprintherapie, der sich mit Durchfall, Fieber sowie starkem Gewichtsverlust vorstellte. Bei negativer Stuhlkultur wurden die Beschwerden zunächst als Schub der CED fehlinterpretiert und man eskalierte auf das Biologikum Ustekinumab. Darunter verschlechterte sich der Zustand des Mannes jedoch rapide.
Für den 30-Jährigen kam die Diagnose zu spät
Zwar wurde schließlich endoskopisch ein M. Whipple diagnostiziert, trotz reduzierter Immunsuppression und Antibiose verstarb der Mann aber schließlich an Multiorganversagen. Fazit der Experten: Vor Eskalation einer immunsuppressiven Therapie bei CED sollte ein M.Whipple ausgeschlossen werden.
Quelle: Bulut K et al. Z Gastroenterol 2022; 60: 598-601; DOI: 10.1055/a-1747-3666