Immuntherapie Behandlung stoppen bei progressionsfreiem NSCLC

Autor: Alexandra Simbrich

Bei progressionsfreiem NSCLC kann es sinnvoll sein, die Therapie einzustellen. Bei progressionsfreiem NSCLC kann es sinnvoll sein, die Therapie einzustellen. © mi_viri – stock.adobe.com

Die Therapie von Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom hat sich durch Immuncheckpoint-Inhibitoren (CPI) deutlich verbessert. Wie lange diese Sub­stanzen eingesetzt werden sollten, ist jedoch unklar. Nun liefert eine retrospektive Kohortenstudie Hinweise darauf, dass die CPI-Gabe nach zwei Jahren ohne Nachteil für das Gesamtüberleben beendet werden kann.

In den Zulassungsstudien hat man Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC bis zu zwei Jahre lang mit Checkpoint-Inhibitoren behandelt. In der klinischen Praxis wird die Immuntherapie aber oft deutlich länger gegeben, obwohl die Vorteile einer solchen Strategie unklar sind und das Risiko einer erhöhten Toxi­zität besteht, schreiben Prof. Dr. Lova Sun von der Perelman School of Medicine der University of Pennsylvania und Kollegen. 

Nach dem Absetzen im Mittel 14 Monate beobachtet

Anhand von Daten eines US-amerikanischen Registers untersuchte das Team das Gesamt­überleben von 706 Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem NSCLC. Bei keinem lag eine der Treibermutationen EGFR, ALK oder ROS1 vor. Alle waren dank einer Erstlinien­therapie mit Checkpoint-Inhibitoren (± Chemotherapie) nach 759 Tagen progressionsfrei. Für die weitere Nachbeobachtung teilten die Autoren sie in zwei Gruppen ein: Die eine (n = 113) hatte die Therapie nach einer Behandlungsdauer von maximal 759 Tagen beendet. Die andere erhielt die Behandlung über diesen Zeitraum hinaus mit unbegrenzter Dauer weiter (n = 593). Die Nachbeobachtung ab Tag 760 umfasste bis zu 50,9 Monate (im Durchschnitt 14 Monate). 

Die fortgesetzte Behandlung ging mit keiner besseren Prognose einher. Die Zwei-Jahres-Gesamtüberlebensrate ab 760 Tagen betrug 79 % bei Patienten mit definierter Behandlungsdauer und 81 % bei den unbegrenzt behandelten. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. In der Gruppe mit fester Behandlungsdauer identifizierten die Forscher elf Patienten mit einer Krankheitsprogression frühestens 30 Tage nach Therapieende. Sie erhielten daraufhin erneut einen Checkpoint-Inhibitor, was zu einem medianen progressionsfreien Überleben von 8,1 Monaten führte.

Nach Ansicht von Prof. Sun und ihren Kollegen sprechen die Studienergebnisse dafür, dass das Abbrechen der Therapie eine vernünftige Strategie sein kann bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC, die nach zwei Jahren noch auf die Checkpoint-Inhibition ansprechen. Voraussetzung ist allerdings eine engmaschige Überwachung, um einen Progress frühzeitig 
zu erkennen.

Quelle: Sun L et al. JAMA Oncol 2023; e231891; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.1891