CAR-T-Zelltherapie bei ITP Behandlungserfolge auch bei Autoimmunerkrankungen

Autor: Dr. Judith Lorenz

CAR-T-Zellen zeigen Behandlungserfolg bei therapierefraktärer Immunthrombozytopenie. CAR-T-Zellen zeigen Behandlungserfolg bei therapierefraktärer Immunthrombozytopenie. © Syda Productions – stock.adobe.com

CAR-T-Zellen werden bislang nur zur Therapie hämatologischer Malignome eingesetzt. Ein deutsches Forscher:innenteam berichtet nun einen Behandlungserfolg bei einer Person mit therapierefraktärer Immunthrombozytopenie.

Ein Mann erhielt im Jahr 2016 im Alter von 35 Jahren die Diagnose primäre Immunthrombozytopenie (ITP). Ursache der Erkrankung sind autoreaktive B-Zellen, die gegen Thrombozyten-Oberflächenantigene (Glykoprotein IIb/IIIa, Fibrinogenrezeptor) gerichtete Autoantikörper produzieren, erläutern Dr. Karolin Trautmann-Grill und Kolleg:innen von der TU Dresden. Infolge der Plättchendestruktion treten schwere Thrombozytopenien mit entsprechenden Blutungskomplikationen auf. 

Im Verlauf der folgenden Jahre absolvierte der Patient nach und nach sämtliche verfügbaren Therapien – unter anderem Behandlungen mit Thrombopoetin-Rezeptoragonisten, dem Anti-CD20-Antikörper Rituximab, SYK-Inhibitoren und Kortikosteroiden sowie eine Splenektomie. Trotz Ausschöpfen dieser konventionellen Strategien blieb eine dauerhafte Plättchenremission aus, sodass schließlich 2024 ein individueller Heilversuch mit einem CD19-CAR-T-Zellpräparat der zweiten Generation (KYV-101) unternommen wurde.

Gegen das B-Zell-Oberflächenantigen CD19 gerichtete CAR-T-Zellen wurden ursprünglich zur Behandlung von B-Zell-Malignomen entwickelt. Sie kamen jedoch vereinzelt auch schon bei Autoimmunerkrankungen zum Einsatz. Ihr Erfolg basiert auf einer tiefgreifenden B-Zell-Depletion: Nahezu alle an der Produktion von Autoantikörpern beteiligten B-Zellen – von Vorläuferzellen bis zu Plasmablasten und Plasmazellen – exprimieren CD19. Die CAR-T-Zellen eliminieren dabei sogar geweberesidente B-Zellen, auf die monoklonale Antikörper keinen Zugriff haben.

CAR-T-Zellen bei ITP

Bei dem Patienten erfolgte die CAR-T-Zellinfusion nach Konditionierung mit Fludarabin und Cyclophosphamid. Zwei Wochen später stellten die Forschenden die maximale CAR-T-Zellexpansion im peripheren Blut fest. 42 Tage nach der Behandlung hatte sich die Thrombozytenzahl normalisiert und auch nach vier Monaten blieb der Patient frei von ITP-Symptomen. Pathogene Plättchen-Autoantikörper waren nach Tag 42 nicht mehr nachweisbar.

Angesichts dieses Behandlungserfolgs sehen die Autor:innen ein großes therapeutisches Potenzial der CD19-CAR-T-Zellen bei B-Zell-vermittelten Autoimmunerkrankungen wie der ITP. Nun müssen kontrollierte klinische Studien die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Strategie – auch im Langzeitverlauf – prüfen, meinen sie.

Quelle:
Trautmann-Grill K et al. Lancet 2025; 405: 25-28 DOI: 10.1016/S0140-6736(24)02504-2