CAR-T-Zelltherapie bei ITP Behandlungserfolge auch bei Autoimmunerkrankungen
Ein Mann erhielt im Jahr 2016 im Alter von 35 Jahren die Diagnose primäre Immunthrombozytopenie (ITP). Ursache der Erkrankung sind autoreaktive B-Zellen, die gegen Thrombozyten-Oberflächenantigene (Glykoprotein IIb/IIIa, Fibrinogenrezeptor) gerichtete Autoantikörper produzieren, erläutern Dr. Karolin Trautmann-Grill und Kolleg:innen von der TU Dresden. Infolge der Plättchendestruktion treten schwere Thrombozytopenien mit entsprechenden Blutungskomplikationen auf.
Im Verlauf der folgenden Jahre absolvierte der Patient nach und nach sämtliche verfügbaren Therapien – unter anderem Behandlungen mit Thrombopoetin-Rezeptoragonisten, dem Anti-CD20-Antikörper Rituximab, SYK-Inhibitoren und Kortikosteroiden sowie eine Splenektomie. Trotz Ausschöpfen dieser konventionellen Strategien blieb eine dauerhafte Plättchenremission aus, sodass schließlich 2024 ein individueller Heilversuch mit einem CD19-CAR-T-Zellpräparat der zweiten Generation (KYV-101) unternommen wurde.
Gegen das B-Zell-Oberflächenantigen CD19 gerichtete CAR-T-Zellen wurden ursprünglich zur Behandlung von B-Zell-Malignomen entwickelt. Sie kamen jedoch vereinzelt auch schon bei Autoimmunerkrankungen zum Einsatz. Ihr Erfolg basiert auf einer tiefgreifenden B-Zell-Depletion: Nahezu alle an der Produktion von Autoantikörpern beteiligten B-Zellen – von Vorläuferzellen bis zu Plasmablasten und Plasmazellen – exprimieren CD19. Die CAR-T-Zellen eliminieren dabei sogar geweberesidente B-Zellen, auf die monoklonale Antikörper keinen Zugriff haben.
CAR-T-Zellen bei ITP
Bei dem Patienten erfolgte die CAR-T-Zellinfusion nach Konditionierung mit Fludarabin und Cyclophosphamid. Zwei Wochen später stellten die Forschenden die maximale CAR-T-Zellexpansion im peripheren Blut fest. 42 Tage nach der Behandlung hatte sich die Thrombozytenzahl normalisiert und auch nach vier Monaten blieb der Patient frei von ITP-Symptomen. Pathogene Plättchen-Autoantikörper waren nach Tag 42 nicht mehr nachweisbar.
Angesichts dieses Behandlungserfolgs sehen die Autor:innen ein großes therapeutisches Potenzial der CD19-CAR-T-Zellen bei B-Zell-vermittelten Autoimmunerkrankungen wie der ITP. Nun müssen kontrollierte klinische Studien die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Strategie – auch im Langzeitverlauf – prüfen, meinen sie.
Quelle:
Trautmann-Grill K et al. Lancet 2025; 405: 25-28 DOI: 10.1016/S0140-6736(24)02504-2