Pleuraerguss Bei der Zytologie ist Vorsicht angebracht
Zur Abklärung von Pleuraergüssen unbekannter Ursache gehört immer die zytologische Analyse. Schließlich könnte es sich ja um maligne Pleuraergüsse (MPE) handeln. Im Idealfall gelingt dann ohne weitere invasive Untersuchungen die Tumordiagnose.
Allerdings variiert die diagnostische Sensitivität der Zytologie von MPE erheblich in Abhängigkeit vom zugrunde liegenden Tumortyp. Als mäßig bis gut hat sie sich erwiesen bei Lungen-Adenokarzinomen, Brustkrebs und Ovarialkarzinomen. Liegen anderen Tumoren vor, insbesondere ein Mesotheliom oder ein Plattenepithelkarzinom der Lunge, ist sie miserabel.
Eine kanadische Arbeitsgruppe hat diese Zusammenhänge erstmals systematisch untersucht. In eine Metaanalyse wurden 36 Studien eingeschlossen, die insgesamt mehr als 6.000 Patienten mit MPE umfassten. Insgesamt ließ sich eine diagnostische Sensitivität der Zytologie maligner Pleuraergüsse von 58,2 % ermitteln, wobei sich in den einzelnen Studien eine erhebliche Heterogenität zeigte.
Was intrathorakale Malignome betrifft, fand sich die höchste diagnostische Sensitivität für das Lungen-Adenokarzinom (83,6 %), die niedrigste für das Plattenepithelkarzinom der Lunge (24,2 %). Für das Mesotheliom erreichte die Zytologie eine Sensitivität von 28,9 %. Recht gute Werte ergaben sich bei Tumoren extrathorakalen Ursprungs (Ovarialkarzinom: 85,2 %, Mammakarzinom: 65,3 %).
Bei negativer Zytologie im Zweifel thorakoskopieren
Die hohe Variabilität der Sensitivität und das damit verbundene unterschiedlich hohe Risiko für falsch-negative Ergebnisse sind bei der Bewertung eines zytologischen Befunds von Pleuraflüssigkeit immer zu berücksichtigen, mahnen die Studienautoren. Eine wiederholte Zytologie im Falle eines negativen Ergebnisses habe nur begrenzten Nutzen. Deren Sensitivität lag in der Metaanalyse bei 21,6 %. Die Autoren selbst schreiten nach einem negativen zytologischen Befund zur Thorakoskopie, wenn der klinische Verdacht auf einen malignen Erguss besteht.
Quelle: Kassirian S et al. Thorax 2022; DOI:10.1136/thoraxjnl-2021-217959