Bei Funktionsstörungen zwischen verengter und klaffender Tuba auditiva unterscheiden
Die Eustachische Röhre als einzige Verbindung der Auris media zur Außenwelt ist u.a. für Ventilation und Druckausgleich zuständig – und damit für das einwandfreie Arbeiten des Mittelohrs. Die Funktion kann sowohl durch eine Obstruktion als auch durch ein Aufklaffen der Tuba auditiva gestört werden. Beides verursacht unangenehme Symptome und beeinträchtigt die Lebensqualität, schreiben Dr. Stefanie Schröder, Universitätsmedizin Rostock und Privatdozent Dr. Jörg Ebmeyer, Klinikum Bremerhaven. Die Stärke möglicher Beschwerden schwankt allerdings und hängt z.B. von der jeweiligen Tagesform bzw. dem Schwellungszustand der Nasenschleimhaut ab. Die Inzidenz beider Störungen für Erwachsene wird mit rund 1 % angegeben – bei vermutlich hoher Dunkelziffer.
Die obstruktive Variante gehört zu den klassischen Erkrankungen von Kindern. Bis zum 10. Lebensjahr leiden fast 40 % zumindest zeitweise darunter, zum Großteil ausgelöst durch Adenoide. Auch bei den „Großen“ können mechanische Hindernisse dahinterstecken, neben Polypen z.B. Nasopharynxtumoren oder Narben. Doch meist bleibt die Genese unklar.
Ständiges Wahrnehmen des eigenen Atemgeräuschs
Typisches Zeichen der Tubenobstruktion ist ein Druckgefühl auf den Ohren, das sich bei raschen atmosphärischen Druckschwankungen z.B. im Flugzeug oder während Berg- und Talfahrten verstärkt.
Schwieriger fällt es, die klaffende Röhre mit ihrem breiten Symptomspektrum zu erkennen. Dazu zählen die oft sehr belastende Autophonie sowie eine ständige Wahrnehmung des eigenen Atemgeräusches. Forcierte Nasenatmung reguliert den Mittelohrdruck kurzfristig, was viele Betroffene zu ständigem, von anderen teilweise als sehr lästig empfundenen „Schniefen“ veranlasst. Im Liegen lassen die Beschwerden nach, weil der dann ansteigende Venendruck im Hals die Tube einengt. Die Pathogenese dieser Form bleibt bislang unklar, prädisponierend scheinen u.a. starker Gewichtsverlust und Schwangerschaft zu wirken.
Für die Diagnostik stehen die Ohrmikroskopie mit Valsalva-Manöver, die pneumatische Otoskopie und die Tubenmanometrie zur Verfügung, evtl. ergänzt durch eine Tubenmanometrie. Außerdem kann man die Druckänderung beobachten oder aufzeichnen, wenn der Patient mit zugehaltener Nase schluckt (Toynbee-Versuch). Weiterführende apparative oder bildgebende Untersuchungen sind bisher entweder zu aufwendig oder nicht validiert.
Bei obstruktiver Störung hilft der Eustachian Tube Score (ETS), um Erkrankungsschwere bzw. Therapieresponse zu beurteilen. Er kombiniert anamnestische Angaben mit Daten der objektiven Diagnostik. Für die klaffende Röhre existieren keine vergleichbar zuverlässigen Instrumente.
Behandlungsstrategien je nach Art der Störung | ||
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obstruktive Tube | klaffende Tube | |
konservativ | Valsalva-Training Kortison-Nasenspray | NaCl-Nasenspray Östrogen-Nasensalbe Kraniozervikale Manualtherapie |
symptomatisch | Paukendrainage | Paukendrainage |
Intervention | Tympanoplastik | Tympanoplastik |
kausal | Ballondilatation | Tubenostium-Augmentation |
Intervention | Lasergestützte Tubenplastik | Tuben-Rekonstruktion |
Keine Daueranwendung von abschwellenden Sprays
Für die konservative Therapie verengter Tuben bieten sich Kochsalz-Nasenspülungen oder kortikoidhaltige Nasensprays an. Abschwellende Sprays können zumindest bei nasaler Ursache kurzfristig ebenfalls entlasten, eine Dauertherapie damit sollte allerdings wegen der Nebenwirkungen unterbleiben, mahnen die HNO-Ärzte. In der zweiten Stufe steht die Parazentese mit Paukenröhrcheneinlage zur Verfügung. Durch die künstliche Mittelohrbelüftung gehen die Symptome meist deutlich zurück, allerdings drohen vermehrt Entzündungen und Trommelfelperforationen. Nach Entfernen der Röhrchen melden sich Druckgefühl & Co. meist zurück.
In schweren Fällen oder bei Therapieresistenz bieten sich als kausale Intervention die Katheter-Tubendilatation oder die neuere Lasertuboplastie an. Bei Kindern mit obstruktiver Tube aufgrund von Polypen ist die Adenotomie Mittel der Wahl.
Die Krawatte enger binden – auch eine Art Therapie
Für die Behandlung der klaffenden Tube eignen sich in der ersten Stufe die kraniozervikale manuelle Therapie sowie eine lokal schleimhautanschwellende Therapie in Form von NaCl-Spülungen oder Östrogensalben. Paukenröhrchen wirken ebenfalls symptomentlastend, bei atrophem Trommelfell kann man eine Augmentation mit Knorpel versuchen. Positiv verliefen erste Therapieversuche mit Injektionen von anschwellend wirkenden Gelen oder eine Eigenfettaugmentation im Bereich des Tubenwulstes. Und manche Patienten helfen sich selbst: Enge Halstücher oder Krawatten erhöhen den lokalen Venendruck und verengen damit auch die Eustachische Röhre.
Quelle: Schröder S, Ebmeyer J. HNO 2018; 66: 155-166