Beim Hallux valgus auf Zeichen der raschen Progredienz achten
Beim Hallux valgus dreht sich die Großzehe in Richtung Fußaußenseite ein. Meist besteht eine genetische Veranlagung oder z.B. ein Spreizfuß. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es wirklich von falschem Schuhwerk, betonte Professor Dr. Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädie für die Universitätsklinik Regensburg im Asklepios-Klinikum Bad Abbach.
Durch die Valgusstellung der Großzehe entsteht die typische Pseudoexostose des 1. Mittelfußköpfchens. Je nach Progression kommt es zu einer Verdrängung der kleineren Zehen und zu einer Verschiebung der Sehnenansätze. Die Patienten – in den meisten Fällen Frauen – leiden unter Schmerzen, Gelenkentzündungen und orthopädischen Folgebeschwerden. Eine Pelotte kann zwar helfen, die spreizfußbedingten Druckbeschwerden unter der mittleren Metatarsalia zu lindern, aber wirksam behandeln kann ein konservativer Ansatz den fortgeschrittenen Hallux valgus nicht mehr, erklärt Prof. Grifka.
Fehlstellung kann auf 100 Arten operiert werden
Wann sollte man über eine Operation nachdenken? Das wichtigste diagnostische Zeichen ist, dass sich die Nagelplatte der Großzehe nach innen verdreht. Diese Veränderung signalisiert eine Verlagerung der Sehnenansätze an der Grundgelenkbasis und ist damit ein sicherer Hinweis auf eine schnelle Progredienz der Valgusstellung. Wer dann noch versucht, dem mit Bandagen oder Platzhaltern entgegenzuwirken, verschlimmert das Ganze nur, warnte Prof. Grifka, „weil die Großzehe die stärkste Zehe ist und die anderen verdrängt“.
Bei der Überweisung eines Patienten sollte die Erfahrung und Routine des jeweiligen Fußchirurgen ein entscheidendes Kriterium sein. Ein Hallux valgus kann theoretisch auf über 100 verschiedene Arten operiert werden, je nachdem, welche Verfahren man kombiniert. Aber die für den Patienten beste Option richtet sich nach der individuellen Fehlstellung und der Instabilität. Je mehr Erfahrung der Chirurg besitzt, desto feiner abgestimmt kann er vorgehen, betonte Prof. Grifka.
Medical-Tribune-Bericht