Belegärzte als Teamplayer: Neues Konzept soll helfen, die kontinuierliche Betreuung von Krebspatienten zu sichern
Der Entwurf für eine Ergänzung der Onkologie-Vereinbarung wurde im Rahmen der KBV-Vertragswerkstatt gemeinsam mit dem Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (BNHO) und dem Bundesverband der Belegärzte (BdB) entwickelt. Ziel aller Beteiligten ist es, die Lebensqualität von Krebspatienten durch sektorenübergreifende Kompetenznetzwerke zu verbessern.
„Mit diesem Konzept haben wir einen konkreten Vorschlag entwickelt, wie Versorgung aus einer Hand unabhängig von den Sektorengrenzen funktionieren kann“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen.
Am Beginn eines großen Umwandlungsprozesses
Er sieht die Ärzteschaft am Beginn eines großen Umwandlungsprozesses von stationären zu ambulanten Strukturen, bei dem auch das Belegarztwesen neu zu fassen sei: „Ein erweitertes Belegarztwesen, vielleicht auch in Zusammenspiel mit einer völlig neuen Form von Praxiskliniken, bietet dafür den Rahmen.“ Auch für Kollegen in den Kliniken könnte die Arbeit in einem solchen System attraktiv sein, vor allem wenn Klinikbetten abgebaut werden. Von der Politik wünscht sich der KBV-Chef Unterstützung, u.a. sollte der Erlaubnisvorbehalt für das Belegarztwesen gekippt werden. Auch müssten die Kliniken Anreize erhalten, Belegärzte aufzunehmen. Und belegärztliche Betten sollten besser in den Landeskrankenhausplänen berücksichtigt werden.
KBV-Vorstand Dr. Stephan Hofmeister bezeichnete das onkologische Vertragskonzept als „Blaupause für andere Versorgungsbereiche“. Die hausärztliche Tätigkeit wirke bei allen Angeboten, auch bei kurzen stationären Aufenthalten, als Kristallisationspunkt und ermögliche eine kontinuierliche Versorgung über Sektorengrenzen hinweg. Als Ausgangspunkt der Überlegung für das vorgelegte Konzept nannte BNHO-Vorstand Professor Dr. Wolfgang Knauf die zu erwartende weitere Zunahme bei Krebserkrankungen infolge des medizinischen Fortschritts verbunden mit einer zunehmenden Chronifizierung. Notwendig werde damit auch ein steigender Bedarf an Langzeitbetreuung – ambulant, aber auch während immer wiederkehrender stationärer Aufenthalte. „Die Behandlung aus einer Hand über viele Jahre und mit immer gleichen Ansprechpartnern ist ein hohes Gut für die Patienten“, sagte Prof. Knauf. Er zeigte sich überzeugt, dass die angedachten belegärztlichen sektorenübergreifenden Kompetenznetzwerke diese Herausforderung am besten meistern können.
Belegarzt ist ein „Wandler zwischen den Welten“
„Viele Gründe sprechen für eine Renaissance des Belegarztes“, erklärte BdB-Vertreter Dr. Andreas W. Schneider. Der Belegarzt biete dem Patienten Sicherheit im intersektoralen Raum und er sichere eine wohnortnahe Betreuung onkologischer Patienten. „Der Belegarzt ist ein Wandler zwischen den Welten.“
Dr. Schneider verwies ferner darauf, dass Honorarärzte durch eine im Vergleich zur Klinik kürzere Liegedauer den Krankenkassen im Schnitt 32 % weniger Kosten verursachten. Inwieweit das jetzt vorgelegte Vertragsmodell tatsächlich mit Leben erfüllt wird, hängt nun von regionalen ärztlichen Interessen ab, aber auch vom Willen der Krankenkassen, mitzuziehen.
Versorgung von Krebspatienten „durch den behandlungsführenden Arzt im sektorenübergreifenden Kompetenznetzwerk“
www.kbv.de/media/sp/VWS_Vereinbarungsentwurf_Belegarzt_Onkologie.pdf