Bewusstlose nehmen verbale Befehle wahr
Oft leiten Ärzte die Prognose nach einer Hirnverletzung auf Basis neurologischer Untersuchungen, der Laborwerte und Bildgebung ab, wenn die Patienten nicht ansprechbar sind. Professor Dr. Jan Claassen von der Columbia University in New York und Kollegen kritisieren diese Herangehensweise als zu ungenau. Mithilfe eines komplexen Algorithmus analysierten die Forscher jetzt EEG-Daten von 104 Patienten.
Der Zustand der Probanden reichte von vegetativen, über minimal bewusste Zustände bis hin zum Koma. Doch alle hatten eines gemeinsam: Bei der täglichen Visite konnte zunächst niemand dem Befehl folgen, Hände oder Zehen zu bewegen.
Innerhalb eines Zeitraums von median vier Tagen nach dem Unfall registrierte das EEG bei 16 Patienten Hirnströme, während sie zu der Handlung aufgefordert wurden. Sie schienen das Gesagte also wahrgenommen zu haben, waren aber außerstande, die Bewegung auch auszuführen.
EEG-Auffällige benötigen später weniger Hilfe
Kurz vor der Entlassung aus dem Krankenhaus konnte schließlich die Hälfte der 16 Probanden dem Befehl nachkommen – jedoch nur knapp ein Viertel derjenigen, bei denen zuvor keine Hirnaktivität festgestellt worden war.
Ein Jahr später gelang es 44 % der EEG-Auffälligen, täglich bis zu acht Stunden ohne Hilfe auszukommen (vs. 14 % der Unauffälligen). 38 % bzw. 60 % verstarben in dem Zeitraum.
Quelle: Claassen J et al. NEJM 2019; 380: 2497-2505; doi: 10.1056/NEJMoa1812757