Rhythmusmonitoring geprüft Bradyarrhythmiedetektion und -therapie ohne Prognosevorteil

Autor: Dr. Judith Lorenz

Rhythmusrekorder decken häufig Bradyarrhythmien auf, die meist asymptomatisch sind. Als Ursache kommt z.B. ein höhergradiger AV-Block infrage. Rhythmusrekorder decken häufig Bradyarrhythmien auf, die meist asymptomatisch sind. Als Ursache kommt z.B. ein höhergradiger AV-Block infrage. © wikimedia/Giniger

Ein längerfristiges kardiales Rhythmusmonitoring deckt neben Vorhofflimmern häufig auch Bradykardien auf. Führt dies zur Implantation eines Herzschrittmachers, so ist dies unbedingt zielführend.

Bradyarrhythmien sind ein häufiger Zufallsbefund beim Herzrhythmus-Langzeitmonitoring älterer, kardiovaskulär vorbelasteter Menschen. Eine Schrittmacherimplantation schützt allerdings nicht vor klinischen Komplikationen, berichtet ein Wissenschaftlerteam um Dr. Søren­ Diederichsen­ vom Rigshospitalet in Kopenhagen. Die Forscher analysierten die Daten von 1.501 Senioren, die im Rahmen der LOOP-Studie zum Screening auf Vorhofflimmern einen implantierbaren Rhythmusrekorder erhalten hatten. Das Vergleichskollektiv bestand aus 4.503 Personen ohne Herzrhythmusmonitoring. Alle Studienteilnehmer wiesen Risikofaktoren für einen Schlaganfall (Hypertonie, Diabetes, Herzinsuffizienz, vorangegangener Schlaganfall) auf.

Etwa jeder fünfte Rhythmusrekorder dokumentierte Brady­arrhythmien. Bei den mehrheitlich asymptomatischen Störungen handelte es sich hauptsächlich um eine Sinusknotendysfunktion oder einen höhergradigen AV-Block. Die Detektionswahrscheinlichkeit war dabei mehr als sechsmal so hoch wie in der Kontrollgruppe. Es bestand ein signifikanter Zusammenhang zwischen Bradyarrhythmien und einer späteren Synkope sowie kardiovaskulär bedingten und jeglichen Todesfällen. Signifikant mehr Rhythmusrekorderträger unterzogen sich einer Schrittmacherimplantation. Doch traten Synkopen und plötzlicher Herztod in beiden Studienarmen ähnlich häufig auf.

Der zunehmende Einsatz von implantierbaren Rhythmusrekordern ist ein zweischneidiges Schwert, warnen Prof. Dr. Mark ­Schoenfeld von der Yale University in New Haven und Prof. Dr. ­Kristen ­Patton von der University of Washington in Seattle: Lebensbedrohliche Arrhythmien werden dadurch zwar besser erkannt, gleichzeitig steigt das Risiko für Bradyarrhythmie-Überdiagnosen und Schrittmacher-Übertherapien. Zufällig diagnostizierte Bradyarrhythmien sind ihrer Einschätzung nach vermutlich nur ein Risikoindikator für andere nicht-arrhythmische, aber behandlungsbedürftige Konditionen.

Quellen:
1. Diederichsen SZ et al. JAMA Cardiol 2023; DOI: 10.1001/jamacardio.2022.5526
2. Schoenfeld MH, Patton KK. JAMA Cardiol 2023; DOI: 10.1001/jamacardio.2022.5541