Nippelekzem Brennende Brustwarzen

Autor: Dr. Susanne Meinrenken

Unschädlich für das Baby sind zuckerhaltige Cremes, Honig oder auf die Haut getupfte Muttermilch – wobei letztere Studien zufolge höchs­tens einen geringen Effekt zeigt. Unschädlich für das Baby sind zuckerhaltige Cremes, Honig oder auf die Haut getupfte Muttermilch – wobei letztere Studien zufolge höchs­tens einen geringen Effekt zeigt. © Science Photo Library / Marazzi, Dr. P.; svtdesign – stock.adobe.com

Mit Jucken, Brennen und Schmerzen kann ein Brustwarzenekzem die Betroffenen gewaltig quälen. Tritt es beim Stillen auf, wird es zu einem ganz besonderen Pro­blem. Je nach Genese und Schweregrad helfen unterschiedliche Therapieoptionen.

Die Brustwarzen haben bei beiden Geschlechtern eine wichtige ästhetische Bedeutung. Zudem ist ihre Rolle als sekundäres Sexualorgan zu berücksichtigen. Bei stillenden Frauen erhalten Brustdrüse und Brustwarze noch eine ganz besondere Funktion – entsprechend wichtig ist eine adäquate Therapie von Erkrankungen dieser Region, schreiben Dr. Valery Reynaert von der Dermatologie an der Universitätsklinik Brüssel und Kollegen.
An Mamille und Areola können das irritative, das atopische und das allergische Kontaktekzem auftreten. Sie alle präsentieren sich – in unterschiedlichem Ausmaß – mit Rötungen, Nässen, Fissuren, Schuppungen und Krusten bis hin zur Lichenifikation. Die Entzündungen der Warzen-Areola-Region (zusammen hier als Brustwarzenekzeme bezeichnet) lösen oft Jucken, Brennen und Schmerzen aus.

Irritatives Kontaktekzem

Beim irritativen Ekzem spielt häufig die mechanische Reibung von Kleidungsstücken, wie engen Wollpullovern oder schlecht sitzenden Büs­tenhaltern, eine Rolle. Wärme und Schweiß verstärken gerade bei Sportlern diese Hautirritation, „Jogger’s nipples“ sind die Folge. Aber auch chemische Reizung durch Seifen, Cremes oder Parfums können ursächlich sein. Waschmittelreste bleiben oft in den (noch feuchten) Schaumstoffpads von gepolsterten Büstenhaltern und lösen so ein Ekzem aus. Feuchtigkeit ist zudem einer der Faktoren, die zu einem irritativen Ekzem bei stillenden Müttern führen. Eine ebenfalls wichtige Rolle spielt heftiges Saugen des trinkenden Säuglings.

Allergisches Kontaktekzem

Beim allergischen Kontaktekzem von Brustwarze und Areola handelt es sich um eine zellvermittelte Typ-4-Allergie. Als Auslöser kommen wiederum Kosmetika, Seifen, in der Kleidung verbliebene Waschmittelreste oder Chemikalien infrage. Das Ekzem kann auch die Brust selbst mit einbeziehen und betrifft Frauen häufiger als Männer. Einige stillende Frauen reagieren allergisch auf die Pflegecremes, die sie eigentlich zur Linderung ihrer gereizten Brustwarze nutzen. Manche Mütter zeigen erst allergische Symptome, wenn ihr Baby zusätzlich zur Muttermilch schon feste Nahrung erhält – das Al­lergen sind dann die noch im Mund ihres Säuglings verbliebenen Nahrungsmittelreste.

Atopisches Kontaktekzem

Beim Brustwarzenekzem im Rahmen einer Atopie weisen die Patienten oft noch andere atopische Hautmerkmale oder Allergien auf; etwa 6−23 % aller Atopiker leiden daran, vor allem jugendliche Frauen. Das Brustwarzenekzem kann aber auch die einzige Manifestation einer Atopie sein. Vermutlich liegt bei der Hälfte der Frauen mit einem durch Stillen induzierten Ekzem eine Atopie zugrunde. Zudem entwickelt schätzungsweise ein Drittel der Patienten mit einem atopischen Brustwarzenekzem eine Kontaktallergie gegen die Basiscremes, die sie zur Hautpflege nutzen.

Grundsätzlich wird die Diagnose eines Brustwarzenekzems vor allem anamnestisch und anhand der genauen Inspektion der Hautveränderung klinisch gestellt. Neben der gesamten Brust muss man immer die Haut am übrigen Körper beurteilen. Differenzialdiagnostisch kommt neben dem Lichen simplex, der Psoriasis oder einer strahleninduzierten Hautveränderung insbesondere eine Dermatitis artefacta infrage. Sie präsentiert sich klinisch häufig ungewöhnlich mit irregulären Hautschädigungen. Sie kommen durch die Verletzungen zustande, die sich die Betroffenen mit dieser psychischen Störung selbst zufügen.

Besteht der Verdacht auf eine Al­lergie, sind entsprechende Hauttests angezeigt. Infektionen kommt man mittels Abstrich auf die Spur, zu den möglichen auslösenden Erregern gehören Candida, Staphylokokken, Herpesviren, Milben oder Treponema pallidum. Eine Biopsie sollte bei unklarer Diagnose erfolgen, um maligne Prozesse auszuschließen. Hinweis darauf kann Ausfluss aus der Brustwarze sein.

Therapeutisch stehen die Meidung von Irritanzien und ggf. Allergenen, die Pflege mit geeigneten Hautcremes, topische Steroide der Klasse II oder III oder Calcineurin-Inhibitoren sowie ggf. eine gezielte Therapie einer Infektion im Vordergrund. Grundsätzlich hilfreich sind locker getragene Kleidung am Oberkörper sowie gut sitzende Büstenhalter und Shirts beim Sport. Verbände oder eine abdeckende Schicht Vaseline bieten zusätzlichen Schutz. Außerdem tun Kompressen mit warmem Wasser oder schwarzem Tee sowie tanninhaltige Salben oft gut.

Für stillende Mütter stehen Stillhütchen oder ähnliche Hilfsmittel zur Verfügung. Wichtig auch: den Säugling gut positionieren und die Brustwarze nach jedem Stillen vorsichtig reinigen und trockentupfen. Wird ein Brustwarzenekzem mit topischen Steroiden oder Calcineurin-Inhibitoren behandelt, sollten die Frauen diese nur direkt nach dem Stillvorgang auftragen. Es gilt dabei, Off-Label-Richtlinien zu beachten. Unschädlich für das Baby sind zuckerhaltige Cremes, Honig oder auf die Haut getupfte Muttermilch – wobei letztere Studien zufolge höchs­tens einen geringen Effekt zeigt.

Quelle: Reynaert V et al. J Eur Acad Dermatol Venerol 2023; 37: 1149-1159; DOI: 10.1111/jdv.18920