Atopisches Ekzem bei Kindern: Elternschulung steht an erster Stelle

Autor: Dr. Barbara Kreutzkamp

Längeres Stillen macht das Hautbild des Kindes auch nicht besser. Längeres Stillen macht das Hautbild des Kindes auch nicht besser. © iStock.com/tatyana_tomsickova

Sie verbieten Süßigkeiten, verzichten auf die Kortisoncreme oder halten Badezusätze für unerlässlich: Eltern haben oft falsche Vorstellungen vom Umgang mit dem atopischen Ekzem. Davon sollten sie sich unbedingt trennen – den Kindern zuliebe.

Bei kaum einer anderen Erkrankung haben Ärzte mit hartnäckig sich haltenden Mythen und obskuren Therapieansätzen so zu kämpfen wie beim kindlichen atopischen Ekzem, stellt Professor Dr. Peter H. Höger vom Katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmsstift in Hamburg fest. Im bes­ten Fall schaden die „alternativen“ diagnostischen und therapeutischen Verfahren nicht. Schwierig wird die Sache aber, wenn den Kindern dadurch die wirksame Therapie vorenthalten wird, so der Pädiater und Dermatologe. Ausführliche Beratung und Elternschulung sind daher die wichtigsten Maßnahmen, den Kindern wirksam zu helfen.

Falsche Vorstellungen herrschen bereits beim Waschen und Baden. Tatsächlich trocknen zu häufige Bäder die Haut aus, weshalb sich im chronischen Stadium eine gewisse Zurückhaltung vor allem bei hartem Wasser empfiehlt. Anders dagegen im akuten Schub, in dem die Vorteile überwiegen: Die Haut wird rasch hydratisiert, Sekret und Keime werden entfernt und das nach dem Bad auf der Haut verdunstende Wasser lindert den quälenden Juckreiz.

Die Empfehlung: Im akuten Schub 2–3 Vollbäder mit warmem (35–38 °C) Wasser täglich über 3–5 Tage, dazu „fett-feuchte“ Verbände mit regelmäßigem Wechsel alle 4–6 Stunden. Kontraindiziert sind diese „wet wraps“ allerdings bei floriden bakteriellen oder viralen Superinfektionen. Bei generalisiertem Befall sollten zur Vermeidung von Hypothermie Stamm und Extremitäten abwechselnd behandelt werden.

Rückfettende Badezusätze sind dagegen nicht notwendig, wenn anschließend gut gecremt wird. Auch antiseptische Badezusätze zur Reduktion der überdurchschnittlich hohen Staphylokokken-Kolonisation sind laut einer Metaanalyse überflüssig. Am besten reduziert noch die konsequente antiinflammatorische Therapie mit Kortikoid-Topika die Keimzahl, erklärt der Pädiater und Dermatologe.

Allerdings braucht es immer noch viel Geduld, den Eltern ihre Angst vor topischen Kortikoiden zu nehmen. Werden aber wichtige Grundregeln beherzigt, lassen sich vielleicht doch einige Eltern von Wirksamkeit und Sicherheit der Kortikoid-Topika überzeugen. Prof. Högers Empfehlungen zur topischen Kortikoidtherapie bei Kindern:

  • nur Methylprednisolon und Prednicarbat (Wirkstärke II) oder Mometason (Wirkstärke III) verordnen
  • nicht im Gesicht und intertriginösen Bereichen verwenden
  • im akuten Schub für 1–2 Wochen einmal täglich auftragen, danach 2 Wochen alle 2 Tage und dann 3–6 Wochen zweimal pro Woche
  • bei Rezidiven proaktiv zwei- bis dreimal pro Woche über 3–6 Monate; alternativ Rezidivprophylaxe mit topischen Calcineurininhibitoren
  • Elternschulung!

Hartnäckig halten viele Eltern darüber hinaus an der Vorstellung fest, das atopische Ekzem sei einzig und allein eine Allergie gegen Nahrungsmittel. Nicht selten bringen dann die teilweise exzessiv betriebenen Testungen irgendein Ergebnis hervor mit der Folge, dass Kinder mit möglicherweise überflüssigen Diäten drangsaliert werden.

Babys ab dem fünften oder sechsten Monat Beikost geben

Tatsache ist jedoch, dass bei Kindern mit leichtem atopischen Ekzem keine erhöhte Inzidenz von Nahrungsmittelallergien besteht. Lediglich bei schwerer Erkrankung steigt das Risiko etwas an. Indiziert ist eine allergologische Testung beispielsweise mit RAST-Panels bei verdächtiger klinischer Anamnese, bei positiven Befunden ist eine Verifikation per oraler Provokation erforderlich. Ein ausschließliches Stillen über fünf bis sechs Monate hinaus bringt keine Besserung des atopischen Ekzems, die frühe Beikosteinführung im fünften oder sechsten Monat wird heute auch für Ekzemkinder empfohlen.

Das Weglassen von Zucker ist ebenfalls unsinnig. In Studien hatte eine zuckerarme Ernährung keinen Einfluss auf Manifestation und Verlauf. Betroffene Kinder sollten ausgewogen ernährt und ihnen das Leben nicht noch durch ein striktes Süßigkeitenverbot weiter erschwert werden, so der Pädiater.

Nahrungsergänzungsmittel helfen nicht

Ebenso wenig sind bisher positive Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln dokumentiert. Zink, Selen, Vitamin D und E oder Fischöl und Linolensäure als Alternative zu topischen Kortikoiden helfen dem Kind nicht, so Prof. Höger weiter. Zink sollte aufgrund der sonst möglichen hämatologischen und neurologischen Nebenwirkungen nur bei Mangel verordnet werden, warnt der Experte.

Eine rein homöopathische Behandlung kann für Prof. Höger prinzipiell als unterlassene Hilfeleistung gesehen werden. Auch der Einsatz von pflanzlichen Alternativen sollte wohl überlegt sein, denn sie enthalten nicht ausschließlich unkritische Inhaltsstoffe. Diese sind manchmal schlechter deklariert als bei ihren „chemischen“ Gegenstücken, warnt er. Naturmedikamente wie aus der traditionellen chinesischen Medizin können zusätzlich mit Aflatoxinen, Schwermetallen oder nicht deklarierten Steroiden verunreinigt sein. 

Quelle: Höger PH. Monatsschr Kinderheilkd 2018; 166: 1100-1104