Atopische Dermatitis Eine Einheit aus Ekzem und Allergie
Ein internationales Forscherteam ging der Frage nach, in welchem Ausmaß diese Assoziation besteht. Betrachtet wurden drei Gruppen: Menschen mit Sensibilisierung gegen Nahrungsmittelallergene (food sensitivity, FS), solche mit klinisch nachgewiesener Allergie (FA) und Patienten, für die zusätzlich ein positiver Provokationstest (CPFA) vorlag. Die gepoolten Prävalenzen für die drei Störungen bei Patienten mit AD (n ≈ 225.000) lagen in der Studienkohorte bei 48 % (FS), 33 % (FA) und 41 % (CPFA). In der Kontrollgruppe (n ≈ 1,3 Millionen) fielen diese Anteile vier- bis fünfmal niedriger aus, schreiben Dr. Maria Christensen von der Universitätsklinik Kopenhagen und Kollegen. Auffallend war, dass sich Kinder mit atopischem Ekzem öfter als Erwachsene gegen Kostbestandteile sensibilisierten und vermehrt Allergien entwickelten. Am häufigsten traten Sensibilisierungen und allergische Reaktionen in der Altersgruppe der Säuglinge und Kleinkinder bis zwei Jahren auf (54 % und 39 %).
Umgekehrt erreichte die AD-Prävalenz bei sensibilisierten Patienten (n ≈ 1,4 Millionen) 51 %. Im Fall einer klinisch manifesten Allergie waren es 45 % und mit einer provozierbaren Reaktion 55 %. Auch diese Anteile waren im Vergleich zum Kontrollkollektiv (n ≈ 1,2 Millionen) um den Faktor 4–5 gesteigert. Die Wahrscheinlichkeit einer FS oder FA stieg mit dem Schweregrad der Hauterkrankung. Die AD-Pävalenz bei sensibilisierten und allergischen Kindern lag höher als bei Erwachsenen. Die stärkste Assoziation zwischen FS und Dermatitis bestand bei Patienten, deren Immunreaktion durch einen erhöhten IgE-Spiegel und/oder positiven Pricktest nachgewiesen wurde.
Nach einzelnen Nahrungsmitteln aufgeschlüsselt, waren in der Allergiekohorte Reaktionen auf Erdnuss am häufigsten mit einer Neurodermitis assoziiert. In der AD-Kohorte häuften sich Reaktionen auf Ei. Dass die Allergieprävalenz mit der AD-Schwere steigt, könnte mitunter daran liegen, dass die gestörte Hautbarriere die Entwicklung von Sensibilisierungen erleichtert, schreiben die Autoren. Gemäß der dualen Allergenhypothese ließe sich die Toleranz gegenüber Nahrungsmittelallergien durch den frühen oralen Kontakt fördern.
Christensen MO et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023; DOI: 10.1111/jdv.18919