Herzgefahr durch schwere Neurodermitis
Beim atopischen Ekzem geht eine Störung der Hautbarriere mit immunologischen Dysbalancen und inflammatorischen Prozessen einher. Dass dadurch auch das Herz-Kreislauf-System in Mitleidenschaft gezogen werden kann, liegt nahe. Eine aktuelle Kohortenstudie bestätigte das: Insbesondere Patienten mit schwerem atopischem Ekzem haben ein klinisch relevant erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Schlaganfall, Myokardinfarkt und Herzinsuffizienz.
Die Ergebnisse beruhen auf einer Datenbankanalyse von fast 400 000 Patienten mit atopischem Ekzem, die zwischen 1998 und 2015 bei niedergelassenen Ärzten in Großbritannien behandelt wurden. Zum Vergleich diente die Rate kardiovaskulärer Ereignisse von rund 1,5 Millionen passenden Erwachsenen ohne Ekzem, schreibt ein Forscherteam um Dr. Richard J. Silverwood von der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Der Beobachtungszeitraum lag bei median fünf Jahren.
Die Modellrechnungen ergaben für Patienten mit atopischem Ekzem ein um 10–20 % gesteigertes Risiko für nicht tödliche kardiovaskuläre Erkrankungen im Vergleich zu den Kontrollpersonen. Die Hazard Ratios korrelierten deutlich mit dem Schweregrad der Hauterkrankung und waren vor allem bei den aktiven Formen klinisch relevant gesteigert.
Screening-Empfehlungen lassen sich schon jetzt ableiten
So trugen Patienten mit schwerer Neurodermitis ein um 20 % erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Das Risiko für Myokardinfarkt, instabile Angina pectoris, Vorhofflimmern und kardiovasklären Tod stieg in diesem Kollektiv sogar um 40–50 %. Für die Herzinsuffizienz beobachteten die Studienautoren bei den Patienten mit schwerem atopischem Ekzem sogar eine Zunahme um 70 %.
Empfehlungen für ein Screening auf kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Patienten mit schwerem und aktivem atopischem Ekzem lassen sich aus dieser Studie schon jetzt ableiten, schreiben die Epidemiologen. Möglicherweise bessert auch eine systemisch angreifende antiinflammatorische Neurodermitis-Behandlung zusätzlich zum Hautbefund den kardiovaskulären Outcome. Vor allem die neuen Biologica gelten hier als Hoffnungsträger.
Quelle: Silverwood RJ et al. BMJ 2018; 361: k1786