Gastrektomie Carbon-Nanopartikel machen metastasierte Lymphknoten sichtbar
Für Personen mit fortgeschrittenem Magenkarzinom stellt die Gastrektomie den einzigen kurativen Therapieansatz dar. Voraussetzung für ein akkurates pathologisches Staging nach dem Eingriff und die Prognoseverbesserung ist eine adäquate Lymphadenektomie, geben Dr. Yuan Tian, Hebei Medical University, Shijiazhuang, und Kolleg:innen zu bedenken. Lymphknoten seien im Fettgewebe oft nur schwer zu identifizieren und daher bestehe ein gewisses Risiko, eine potenzielle Metastasierung mit der üblichen Lymphadenektomie zu übersehen. Zudem ist die ausreichende Dissektion von Lymphknoten aus dem Resektat unverzichtbar für die Einschätzung des Nodalstatus, schreiben die Forschenden.
In einer retrospektiven Kohortenstudie prüften sie nun die präoperative Injektion mit Carbon-Nanopartikeln, um Anatomie und Sentinel-Lymphknoten visuell darzustellen.
So funktioniert die CNSI
Die Nanopartikel haben einen Durchmesser von 150 nm, werden nach Injektion in das den Tumor umgebende Gewebe von Makrophagen aufgenommen und rasch in Lymphgefäße transportiert. Die Partikel werden in den Lymphknoten zurückgehalten und färben diese schwarz, was sich langfristig über drei bis vier Monate beobachten lässt. Das macht eine gute intraoperative Dissektion und den postoperativen Nachweis von Lymphknoten möglich.
Von den 156 Teilnehmenden erhielten 78 einen Tag vor der laparoskopischen oder roboterassistierten Gastrektomie eine endoskopische CNSI an vier Stellen der Submukosa. Die Kontrolle umfasste 78 mittels Propensity Score gematchte Patient:innen, die ohne CNSI operiert wurden. In der Prüfgruppe wurden
- 669 Lymphknotenstationen sowie
- 4.647 Lymphknoten
und ohne CNSI
- 704 Stationen sowie
- 2.343 Lymphknoten detektiert.
Die nachgewiesene Menge an Lymphknoten lag im CNSI-Arm mit durchschnittlich 59,6 pro Person signifikant über der in der Kontrolle mit nur 30,0 (p < 0,001). Auch die durchschnittliche Zahl an Lymphknoten pro Station fiel mit 6,9 vs. 3,3 in der Prüfgruppe höher aus. Zudem konnten in den schwarz gefärbten Stationen im Schnitt signifikant mehr Lymphknoten detektiert werden als in den nicht gefärbten (9,2 vs. 3,5; p < 0,001).
Die mittlere Anzahl von Lymphknotenmetastasen unterschied sich zwischen CNSI- und Kontrollarm nicht. Doch wurden dank der Carbon-Nanopartikel mit 12,5 vs. 4,5 (p < 0,001) signifikant mehr Mikrolymphknoten detektiert.
Knapp jede:r zweite Teilnehmende der CNSI-Gruppe (46,2 %) wies Lymphknotenmetastasen auf, die bei 34 Patient:innen ausnahmslos in den angefärbten Stationen nachgewiesen wurden. Damit beträgt die Sensitivität für die Detektion von metastasierten Lymphknoten mit den Carbon-Nanopartikeln 97,6 % und die Spezifität 35,4 %. Den positiven Vorhersagewert bezifferten die Autor:innen mit 11,6 %, den negativen Vorhersagewert mit 99,4 %.
Die CNSI beeinflusste die Durchführung der Gastrektomie nicht negativ: Intraoperativer Blutverlust, Operationszeit, postoperative Erholung und postoperative Komplikationen unterschieden sich in beiden Studiengruppen nicht. Damit kann die CNSI das pathologische Lymphknoten-Staging und so möglicherweise auch die Indikationsstellung für die adjuvante Therapie verbessern, was sich wiederum günstig auf die Prognose auswirken könnte, schlussfolgern die Forschenden.
Quelle: Tian Y et al. JAMA Network Open 2022; 5: e227739; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.7739