Non-Hodgkin-Lymphome Chimäre Antigenrezeptoren mit anderer Spezifität bringen Hälfte in Remission

ASH 2024 Autor: Josef Gulden

Die modifizierten CAR-T-Zellen, die CD22 erkennen, zeigen vielversprechende Ergebnisse bei Lymphom-Behandlungen. Die modifizierten CAR-T-Zellen, die CD22 erkennen, zeigen vielversprechende Ergebnisse bei Lymphom-Behandlungen. © ronstik – stock.adobe.com

Was tun, wenn CAR-T-Zellen bei einem großzelligen B-Zell-Lymphom nicht mehr wirken und sich wieder ein Rezidiv einstellt? Eine Option könnte in Zukunft sein, auf CAR-T-Zellen mit einer anderen Antigenspezifität zu wechseln.

Die für aggressive B-Zell-Lymphome entwickelten ersten CAR-T-Zellen greifen die Lymphomzellen über das auf ihrer Oberfläche exprimierte CD19-Antigen an. Wenn ein Rezidiv eintritt, kann das zwei Gründe haben: Entweder wird CD19 auf den Tumorzellen nicht mehr exprimiert und diese sind damit für die CAR-T-Zellen nicht mehr erkennbar („antigen escape“) oder die CAR-T-Zellen selbst gehen verloren. 

Um Ersteres zu umgehen, kann man CAR-T-Zellen anderer Spezifität herstellen, beschrieb Dr. Anne Marijn Kramer, Stanford Medicine. Ihre modifizierten T-Lymphozyten exprimieren einen CAR, der das CD22-Antigen erkennt. Dabei handelt es sich um ein Lektin, das auf der Oberfläche reifer B-Zellen exprimiert wird. In einer Phase-1-Studie, zu der die Referentin ein Update gab, erhielten 38 Patient:innen mit großzelligen B-Zell-Lymphomen, die entweder auf eine zuvor gegebene CD19-gerichtete Therapie nicht mehr angesprochen hatten (n = 37) oder deren Lymphom das Antigen nicht exprimierte (n = 1), dieses Produkt.

Langzeitremissionen mit CAR-T-Therapie

Die Gesamtansprechrate aller Behandelten lag bei 68 % und 53 % von ihnen erreichten eine Komplettremission. Nach drei Jahren lebten noch 41 % der Patient:innen und 30 % waren progressionsfrei. Insgesamt 29 Erkrankte waren mit der schlussendlich empfohlenen Phase-2-Dosis von 1 Million Zellen/kgKG behandelt worden. In dieser Gruppe dauerte die Response im Median 23,2 Monate an, bei den Patient:innen mit Komplettremission war dieser Wert nach median drei Jahren Follow-up noch nicht erreicht. Zytokin-Freisetzungssyndrome oder ICANS vom Grad ≥ 3 wurden bei der Dosis von 1 Million Zellen/kgKG nicht beobachtet.

Die langen Remissionen sprechen für sich, so Dr. Kramer. Außerdem lasse sich die Therapie gut handhaben, wenngleich zwei Teilnehmende an myeloiden Malignomen verstarben. Das dürfte auch dem weit fortgeschrittenen Krankheitsstadium geschuldet sein und erfordert eine lebenslange Nachverfolgung der Patient:innen. Ansonsten sprechen Wirksamkeit und gute Handhabbarkeit der CD22-CAR-T-Zellen für die Prüfung auch in früheren Krankheitsstadien.

Quelle:
Kramer AM et al. 66th ASH Annual Meeting; Abstract 69