Chronische Wunde wird zum Karzinom
Wenn eine Wunde auch nach Jahren noch nicht verheilt ist, wird es höchste Zeit, sich die Sache einmal genauer anzuschauen. Bei zwei älteren Patienten tat Dr. Stefan Dörr von der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Geriatrie am Klinikum Stuttgart gut daran: Denn damit rettete er und sein Team ihnen das Leben.
Auffällige Veränderungen histologisch abklären
Der 67-jährige Mann und die 72-jährige Frau waren beide seit langem Diabetiker. Er hatte seit acht Jahren eine nicht heilen wollende Wunde am Vorfußstumpf nach Amputation, sie genauso lange eine hartnäckige Läsion am rechten Mittelfuß.
Eigentlich sah alles nach einem Klassiker aus mit foetider Sekretion, lokalen und systemischen Infektzeichen. Doch den Kollegen kamen die Wunden suspekt vor und sie entnahmen Biopsien. Es stellte sich heraus: Beide Patienten hatten ein Plattenepithelkarzinom.
Das inflammatorische Milieu bei chronischen Ulzerationen fördert die Karzinogenese, betonte Dr. Dörr. Als kritisch gilt dabei die Phase der Reepithelialisierung, wenn Keratinozyten mit Hyperprolifreation und Migration starten. Die Malignome auf dem Boden von Hautläsionen werden als Marjolin-Ulzera bezeichnet. Zu 71 % handelt es sich um Platten-epithelkarzinome. Sie sind selten, aber hochaggressiv. Die Metastasierungsrate liegt zwischen 27 % und 30 %.
Veränderungen in chronischen Wunden wie Progredienz, aufgeworfene Ränder, überschießendes Granulationsgewebe oder Kontaktblutungen sollten immer Anlass für eine Histologie geben, mahnte der Kollege. In den vorliegenden Fällen kam die Diagnose noch rechtzeitig, bei beiden konnten die Tumoren entfernt und die Extremitäten erhalten werden.
Quelle: Wundkongress 2019