COPD: Viren und Bakterien fühlen sich in Speichelglukose besonders wohl
Akuten Exazerbationen einer COPD geht fast immer ein Virusinfekt voraus, wie eine kleine Studie kürzlich erneut bestätigt hat. In ihr wurden 40 Patienten ein Jahr lang beobachtet. 27 akute Exazerbationen (AE) traten auf, allesamt nach einer Erkältung.
Eine wichtige Rolle scheint dabei der Glukosegehalt des Speichels zu spielen, der bei COPD-Patienten ohnehin erhöht ist und bei einer AE weiter ansteigt. Dabei korreliert die Viruslast mit der Spiegelhöhe, berichtete Professor Dr. Sebastian Johnston, Imperial College London. In-vitro-Tests haben gezeigt, dass Bakterien im Speichel von COPD-Patienten umso besser wachsen, je mehr Glukose dieser enthält. Ob Metformin als meistverordnetes Antidiabetikum protektiv wirkt, wird gerade in Studien untersucht.
Interferonabfall vermutlich ebenfalls ein Trigger
Auch die potenziell infektionsfördernde Wirkung inhalativer Steroide (ICS) könnte mit dem Zucker zusammenhängen. ICS erhöhen bekanntlich die Neigung zu Störungen im Glukosestoffwechsel, und die Speichelglukose korreliert mit der im Plasma. Die Londoner Arbeitsgruppe hat zudem in Mausversuchen zeigen können, dass eine einzige ICS-Dosis sowohl die angeborene als auch die erworbene Immunreaktion auf Atemwegsinfekte beeinträchtigt. Die Virusclearance geht zurück, weil die Spiegel der dafür essenziellen Interferone (IFN) absinken.
Menschen sind natürlich keine Mäuse, aber Untersuchungen an AE-Patienten ergaben ganz ähnliche ICS-Effekte. COPD-Kranke haben ohnehin schon erniedrigte IFN-Spiegel, die bei einer AE noch weiter abfallen. Die Gabe von IFN-beta normalisierte die Immunabwehr bei den Mäusen weitgehend – Prof. Johnston hofft, dass sich daraus auch ein humantherapeutischer Ansatz entwickeln lässt.
Kongressbericht: European Respiratory Society (ERS) International Congress 2019