COVID-19: Hypoxien mit Pulsoximetrie und Telekonsultation früher erkennen
Wenn man die stille Hypoxie frühzeitig erkennt, lassen sich die Überlebenschancen von COVID-19-Patienten verbessern. Das geht auch zu Hause, wie ein telemedizinisches Modell aus Großbritannien zeigt. Die WHO schlug im Januar 2021 vor, dass Kranke ein Pulsoximetrie-Monitoring zu Hause durchführen. Wichtig für den Erfolg sind Priorisierung auf besonders Gefährdete, Schulung und regelmäßiger Kontakt mit medizinischem Fachpersonal.
Das Monitoring-Schema der Briten eignet sich z.B. für Patienten über 64 Jahre mit bekannten Komorbiditäten und gesicherter COVID-Diagnose sowie Erkrankte, bei denen Anamnese und klinische Untersuchung ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf ergeben haben. Es basiert auf einer dreimal täglichen Heim-Pulsoximetrie, für die der Patient selbst bzw. seine häuslichen Betreuer geschult werden.
Während die meisten Smartphone-Varianten unzuverlässig sind, bringt ein zertifiziertes Finger-Pulsoximeter verlässliche und genaue Ergebnisse, so die verantwortlichen Wissenschaftler. Es sollte immer an einem warmen Finger gemessen werden, im Sitzen, eine Minute nach Anlegen des Geräts. In einer Voruntersuchung hatte man herausgefunden, dass das Pulsoximeter zu Hause Patienten und Angehörige in der Regel beruhigt – Angst wird so nur sehr selten verschlimmert.
Zweiter Kernpunkt des Modells sind regelmäßige Video-Konsultationen durch erfahrenes medizinisches Fachpersonal. Umgekehrt soll der Patient sich melden, wenn sich z.B. Symptome verschlechtern, die Sauerstoffsättigung ohne pulmonale Vorerkrankung unter 94 % fällt oder um -3 % von der individuellen Norm abweicht.
Mehr freie Betten für die absoluten Notfälle
Bei rapider Progression, wenn Bewusstseinsstörungen, Brustschmerzen oder eine Zyanose auftreten oder die O2-Sättigung unter 92 % sinkt, muss eine Notfalleinweisung erfolgen. Genaue Informationen, was bei welcher Eskalationsstufe zu tun ist, bekommt der Patient mit nach Hause.
Die teleüberwachte Pulsoximetrie könnte viele COVID-19-Patienten retten, so die Forscher. Denn Patienten, die dringend eine stationäre Behandlung brauchen, würden dadurch frühzeitiger identifiziert. Gleichzeitig könnte man vermeiden, dass (momentan) weniger dringliche Patienten unnötig Krankenhausbetten belegen und sich auch nosokomialen Risiken aussetzen. Von den knapp 1737 COVID-19-Patienten, die bisher an solchen Überwachungsprogrammen teilgenommen haben, ist nur etwa 1 % gestorben.
Quelle: Greenhalgh T et al. BMJ 2021; 372: n677; DOI: 10.1136/bmj.n677