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Hypoxie-Training In luftigen Höhen den Körper austricksen

Autor: Maria Weiß

Ein Monitoring von Herzrate und Sauerstoffsättigung während der Adaption an die Höhe ermöglicht eine Anpassung der „Hypoxiedosis“ in Ruhe, unter Belastung und im Schlaf. Ein Monitoring von Herzrate und Sauerstoffsättigung während der Adaption an die Höhe ermöglicht eine Anpassung der „Hypoxiedosis“ in Ruhe, unter Belastung und im Schlaf. © iStock/michelangeloop
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In der Höhe trainieren, um beim Wettkampf auf dem Niveau des Meeresspiegels bessere Leistungen bringen zu können: Diese Rechnung geht nur auf, wenn man bestimmte physiologische Voraussetzungen beachtet.

Seit den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko gilt das Hypoxietraining bei Athleten als anerkannte Methode zur Verbesserung ihrer Leistung auf Höhe des Meeresspiegels. Steigt man aber genauer in die Literatur zu dieser Thematik ein, stößt man auf viel Widersprüchliches und wenig Evidenz, schreibt PD Dr. Gunnar Treff, Institut für Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation, Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg.

Als Hypoxie bezeichnet man einen Mangel an Sauerstoff im Gewebe, der bei Gesunden zumeist durch einen niedrigen Sauerstoffgehalt in der Atemluft bedingt ist. Solche Bedingungen findet man natürlicherweise in Höhenlagen, wo der Luftdruck und damit auch der Sauerstoffpartialdruck geringer ist.

Leistungseinbußen schon ab 300 Höhenmetern

Bei nicht akklimatisierten Sportlern führt die Hypoxie zu einem Rückgang der maximalen Sauerstoffaufnahme und einer Leistungseinbuße, was bereits ab einer Höhe von 300–800 m nachweisbar ist. Bis zu einem gewissen Maß können sich Menschen an Höhenbedingungen anpassen, die Leistungsfähigkeit bleibt in der Höhenlage aber selbst nach drei Wochen vermindert.

Die Idee hinter dem hypoxischen Training ist, nach der Höhenakklimatisation zurück auf Meeresspiegelniveau verbesserte Leistungen zu bringen. Zahlreiche Adaptationsvorgänge mit unterschiedlicher zeitlicher Abfolge sind beschrieben.

Schnelle Reaktionen auf eine Hypoxämie sind Hyperventilation und Anstieg der Herzfrequenz. Etwas verzögert kommt es zu einer Abnahme des Plasmavolumens mit Hb-Anstieg, was mit einer vermehrten absoluten Sauerstofftransportkapazität einhergeht. Langfristig wird zusätzlich die Erythropoese angekurbelt und der Hb-Wert steigt, was als wichtigster Mechanismus zur Verbesserung des Sauerstofftransports und damit der Leistung angesehen wird. Dieser Prozess ist aber genetisch bedingt von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Negativ auf den gewünschten Hb-Anstieg wirken sich u.a. eine geringe Eisenverfügbarkeit, Mangelernährung, Krankheiten/Verletzungen, inadäquates Training und antiinflammatorische Medikamente aus.

Vor dem Höhentraining Eisenspeicher auffüllen

Schon vor Beginn des Höhentrainings sollten die Sportler den Eisenhaushalt optimieren und die Eisenspeicher auffüllen. Zudem muss unter Hypoxämiebedingungen auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr geachtet werden, um den erhöhten Energiebedarf zu decken. Das Trainingsausmaß sollte in den ersten Tagen der Akklimatisation heruntergefahren werden – insbesondere bei echten Höhenlagen über 3.450 m, wo das Auftreten einer akuten Höhenkrankheit droht. Ein Monitoring von Herzrate und Sauerstoffsättigung während der Adaption ermöglicht eine Anpassung der „Hypoxiedosis“ in Ruhe, unter Belastung und im Schlaf. Was zurzeit noch fehlt, ist eine klare Evidenz und praxisorientierte Leitlinien zur richtigen Durchführung des Höhentrainings, bemängelt der Sportmediziner.

Quelle: Treff G et al. Dtsch Z Sportmed 2022; 73: 112-117; DOI: 10.5960/dzsm.2022.529