Krebstherapie Ultraschall 4.0
Zum Auftakt des Dreiländertreffens 2023 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Ultraschall in der Medizin diskutierten Experten im Rahmen eines Meet-The-Experts unter anderem den Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Bildgebung. Als besonders vielversprechend gilt der Ultraschall, der durch KI leistungsstärker wird und dadurch schädlichere bildgebende Verfahren ergänzen oder sogar ablösen kann.
Wie PD Dr. André Farrokh vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und Kongresspräsident des Dreiländertreffens 2023, berichtete, ergeben sich durch KI in der Mammasonografie neue Möglichkeiten, z.B bei durch einen Scanner automatisch akquirierten 3D-Brustdatensätzen. Eine KI kann diese mit derselben Genauigkeit analysieren wie Untersucher:innen mit mehrjähriger Erfahrung, betonte der Experte.
KI kann Auffälligkeiten zuverlässig herausfiltern
Konkret kann der KI-gestützte 3D-Ultraschall die Brustkrebsdiagnostik bereichern. Die Mammografie ist zwar die beste Methode, um Brustkrebs frühzeitig zu identifizieren; allerdings könne sie Tumoren in einer dichten Brust weniger gut erkennen. „Der Ultraschall hat in dem Bereich nicht diese Lücke“, hob Dr. Farrokh hervor. Ihn in die Mammografie zu integrieren, sei sinnvoll, aber: „Ultraschall ist Ausbildungssache und untersucher:innenabhängig.“ Es brauche eine hohe Expertise. Mit KI ließe sich dieses Problem umgehen, denn die Bildakquise könne durch Assistenzpersonal erfolgen. Während die Mammografiebilder im Screening befundet werden, könne man die Ultraschallbilder zusätzlich nutzen. Eine KI erkenne hier relativ gut, welche 3D-Bilddatensätze bei der automatisierten Mammasonografie auffällig sind, so Dr. Farrokh.
Darüber hinaus kann KI in der Ausbildung eingesetzt werden. Studien deuten darauf hin, dass sie in der Auswertung von 3D-Ultraschalldatensätzen eine höhere Genauigkeit besitzt als Ärzt:innen zu Beginn ihrer Ausbildung. Die KI könnte hier als Sicherheitsnetz fungieren und junge Kolleg:innen im Training unterstützen. Künstliche Intelligenz stecke zwar noch in den Kinderschuhen. Prof. Farrokh rechnet aber in den kommenden fünf Jahren mit einem deutlichen Schritt nach vorne.
Prof. Dr. Dirk-André Clevert, Universitätsklinikum München und ebenfalls Kongresspräsident des Dreiländertreffens 2023, ging auf die Kontrastmittelsonografie im multiparametrischen Imaging ein. Sie kann Tumoren genauer charakterisieren, präzisere Diagnosen ermöglichen und Ärzt:innen eine umfassendere Sicht auf Gewebeeigenschaften und Krankheitsprozesse bieten. Die Kontrastmittelsonografie sei dabei sehr schonend, so Prof. Clevert, Organe würden nicht belastet. Sie ermögliche eine schnellere Diagnostik und typische Einschränkungen, die andere bildgebende Verfahren mit sich bringen, gebe es nicht.
„Wir können unmittelbar starten, wenn der Patient oder die Patientin einverstanden ist“, betonte Prof. Clevert. Studien deuten darauf hin, dass die Kontrastmittelsonografie in über 90 % der Fälle eine diagnostische Sicherheit bringt. Zudem sei mit der multiparametrischen Bildgebung eine Therapiebegleitung möglich: „Wir können monitoren, ob die Therapie erfolgreich war oder nicht oder ob es nach Jahren zu einem Rezidiv gekommen ist.“
Quelle:
Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) anlässlich des Dreiländertreffens 2023