Was bringt die Künstliche Intelligenz der Medizin?
Künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde – ist sie bald auch in den Praxen? Beim Melanomscreening und der Interpretation von Röntgenbildern hätten Deep-Learning-Systeme bereits ihr Können gezeigt, berichtet Professor Dr. Horst Helbig von der Universitätsaugenklinik Regensburg. In den USA würden intelligente Geräte schon zur regelmäßigen Augenkontrolle von Diabetikern angewendet. Und die Firma Google/Deep Mind hat ein Programm entwickelt, das Schnittbilder des Augenhintergrundes (OCT) analysiert. Der Algorithmus erkennt, bei welchen Patienten der Verdacht auf eine Netzhautkrankheit besteht und wann eine Abklärung durch den Augenarzt erforderlich ist.
Dafür sind weder invasive Maßnahmen noch ein medikamentöses Erweitern der Pupillen notwendig, auch Laien können diese Bilder aufnehmen. Zusammen mit dem Morrfields Eye Hospital kam man zu dem Ergebnis, dass der Computer dabei genauso gut war wie Netzhautspezialisten und wesentlich besser als Optometristen.
Was ist Künstliche Intelligenz?
Personalisierte Werbung je nach medizinischem Befund
Ein intelligenter Algorithmus könnte dem Arzt aber bei der Bildinterpretation helfen, wodurch dieser mehr Zeit für den Patienten hätte, meint Prof. Helbig. Eigenständige Screening-Stationen seien trotzdem mit Vorsicht zu genießen. Denn bei einer flächendeckenden Einführung könnte das bedeuten, dass Praxen zwar die Untersuchung nicht mehr selbst durchführen müssen, aber von verunsicherten Patienten mit unklaren Befunden überschwemmt werden. Dabei scheint eine Untersuchung durch eine Kamera zwar anonym – allerdings nur was zwischenmenschliche Berührungen betrifft. Für Konzerne wie Google ist Anonymität eine relative Größe – dass künftig Werbung nicht nur auf den Browserverlauf, sondern auch auf den letzten medizinischen Befund personalisiert sein könnte, lässt bei Datenschützern die Haare zu Berge stehen. Denn in manchem Bild stecken mehr Informationen als Mensch denkt: In Studien konnte die KI z.B. anhand von detaillierten Aufnahmen des Augenhintergrundes sowohl Geschlecht, Alter, Blutdruck als auch Rauchgewohnheiten ermitteln.
Quelle: Pressekonferenz Augenärztliche Akademie Deutschland (AAD) 2019