Trockene Augen: Oft helfen schon Tränenersatzmittel
Trockene Augen sind ein Volksleiden. In den USA zum Beispiel leiden nahezu 25 Millionen der über 50-Jährigen daran, Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen der Benetzungsstörung. Bei der hyposekretorischen Variante produzieren die Drüsen zu wenig Tränenflüssigkeit, bei der evaporativen verdunstet durch eine defekte Fettschicht zu viel davon, schreibt Dr. Janine A. Clayton vom Office of Research on Women's Health, Bethesda. Somit ist die Hornhaut ungeschützt und erhält weder genügend Nährstoffe noch kann sie Krankheitserreger abwehren.
Zu den möglichen Ursachen von trockenen Augen gehören:
- Augenerkrankungen
- Meibom-Drüsen-Dysfunktion
- Entzündungen
- Autoimmunerkrankungen
- Allergien
- Diabetes
- Medikamente (s. Kasten)
- Kontaktlinsen
- Vitamin-A-Mangel
- neuropathische Erkrankungen
- kongenitale Anomalien
- hohes Alter
Ganz wichtig auch: Bildschirmarbeit, vor allem in klimatisierten Räumen mit niedriger Luftfeuchtigkeit oder trockener Heizungsluft. Durch die verminderte Blinkfrequenz kann eine Störung des Tränenfilmaufbaus auftreten bzw. sich verschlimmern.
Eine Auswahl auslösender Medikamente
- Diuretika
- Betablocker
- Antihistaminika
- Nasensprays
- orale Kontrazeptiva
- Parkinsonmittel
- Antidepressiva
- Neuroleptika
- Antikonvulsiva
- pflanzliche Supplemente (z.B. Echinacea)
Tränenabflusskanälchen lassen sich mit Stöpseln verschließen
Die Symptome des trockenen Auges reichen von leichten Missempfindungen („Sandkorn im Auge“), Rötungen oder Schmerzen bis hin zu Sehstörungen, die alltägliche Dinge wie Lesen oder Autofahren erschweren und die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen können. Bei extremer Trockenheit schmerzt sogar jeder Wimpernschlag. Wind, Licht, extreme Kälte oder Wärme triggern die Symptome. Die Diagnosestellung erfolgt anhand der Anamnese, klinischer Untersuchung und zusätzlicher Testverfahren. Die Stabilität und Qualität des Tränenfilms untersucht man mithilfe einer Spaltlampe (spezielles Biomikroskop). Dazu erfolgt eine Anfärbung der Hornhaut mit einem Farbstoff (Fluorescein), der mögliche Veränderungen in der Zeitspanne zwischen Lidschlag und Aufreißen des Tränenfilms sichtbar macht. Die Interferometrie erlaubt die genauere Beurteilung des Ölanteils im Tränenfilm und ermöglicht so eine klinische Subtypenunterscheidung. Die Menge der Tränenflüssigkeit zu ermitteln, gelingt mit dem Schirmer-Test, bei dem zwei kleine Filterpapierstreifen für einige Minuten in den Bindehautsack gehängt werden. Oftmals bessern sich die Symptome allein durch die Behandlung mit Tränenersatzmitteln, die in Form von Tropfen, Gel oder Salben erhältlich sind. Der Verschluss der Tränenabflusskanälchen mit Plastik- oder Silikonstöpseln erhöht die Menge zusätzlich. Neben der rein symptomatischen Therapie eignen sich bei Entzündungsreaktionen der Augenoberfläche zudem topische Cyclosporin-A-Formulierungen oder kortisonhaltige Augentropfen. Darüber hinaus sollten die Patienten viel Flüssigkeit trinken, auf einen ausgewogenen Schlaf achten, sich einen Luftbefeuchter zulegen und klimatisierte Räume meiden. Auch die Ernährung scheint einen positiven Einfluss zu haben. Einer Studie zufolge leiden Frauen, die mindestens zweimal pro Woche Thunfisch essen, seltener an trockenen Augen.Lidrandveränderungen mitbehandeln
Im Rahmen einer Meibom-Drüsen-Dysfunktion sollten neben der Gabe von künstlichen Tränen Lidrandveränderungen mitbehandelt werden (warme Kompressen, Reinigung der Lider). Zusätzlich kann eine kurzzeitige topische Therapie mit Antibiotika, niedrig dosierten Kortikoiden oder eine Mischung aus beiden Substanzen erwogen werden.Quelle: Clayton JA. N Engl J Med 2018; 378: 2212-2223