Konjunktivitis bei Maserninfektion mit Antibiotika bekämpfen
Anhand des klassischen Hautausschlags haben Sie bei einem kleinen Patienten Masern diagnostiziert. Die Mutter ist aber beunruhigt, weil das Kind aus blutunterlaufenen Augen in die Welt guckt und heult. Da hat das Virus offenbar auch die Augen erwischt. Sie können Mutter und Patienten beruhigen: Diese akuten Symptome am Auge sind bei Masern sehr häufig und verschwinden meist sieben bis zehn Tage nach Beginn des Prodromalstadiums ohne ernste Folgen, erklärt Privatdozentin Dr. Kirsten Reinhard, niedergelassene Augenärztin in Reutlingen.
Die Masernkonjunktivitis fällt durch die stärkere Durchblutung und aus den Gefäßen austretendes Blut auf. Außerdem reagieren die Kranken empfindlich auf Licht, die Tränen fließen und das Auge ist ödematös verquollen. Bei der oft gleichzeitig vorhandenen Keratitis sehen Sie am Übergang von Sklera zur Hornhaut weißliche Stippchen, die sich von außen zur Mitte der Cornea ausbreiten. Möglich sind auch größere epitheliale Läsionen in direkter Nähe zu den Bindehautschädigungen. Therapeutisch können Sie nicht viel machen. Die Expertin empfiehlt antibiotische Augentropfen, um bakteriellen Superinfektionen vorzubeugen.
Okuläre Beteiligung als Vorbote der Enzephalitis
Bei der subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE), der gefürchteten Masernspätkomplikation, sind okuläre Befunde ebenfalls nicht selten. Sie treten oft vor der ZNS-Symptomatik auf. Möglich sind eine periphere Retinitis oder eine Chorioretinitis, intraretinale Blutungen sowie ein Papillenödem mit oder ohne Neuritis nervi optici. Nur sehr selten kommt es im Zuge der SSPE zu einer kortikalen Erblindung, auch ohne weitere Anzeichen für eine okuläre Beteiligung.
Quelle: Reinhard K. Z prakt Augenheilkd 2019; 40: 255-259