Aderhautmelanom Kombi aus RT und minimalinvasiver Chirurgie 

DEGRO 2024 Autor: Lara Sommer

Eine Kombinationstherapie könnte zum Erhalt des Auges beim Aderhautmelanom führen. Eine Kombinationstherapie könnte zum Erhalt des Auges beim Aderhautmelanom führen. © NanSan – stock.adobe.com

Bisher scheitert beim hochprominenten Aderhautmelanom der Bulbuserhalt meist. Eine Kombination aus Radiochirurgie und minimalinvasiver Resektion konnte in einer prospektiven Kohorte jedoch 119 von 120 Augen retten.

Früher gelang ein Bulbuserhalt bei hochprominenten Aderhautmelanomen (> 7 mm) selten, führte PD Dr. Maja Guberina vom Universitätsklinikum Essen ein. Sie und Kolleg:innen streben an, mittels einer Kombination aus Radiochirurgie und minimalinvasiver Resektion bei ausgewählten Patient:innen den Augapfel sowie einen Teil des Sehvermögens zu bewahren. 

In die prospektive Kohorte nahmen die Forschenden 120 Erwachsene mit Aderhautmelanomen auf, für die ein Bulbuserhalt mittels Brachytherapie nicht möglich schien. Zudem musste auf dem betroffenen Auge noch eine relevante Sehkraft vorliegen und es durfte sich kein extraorbitales Tumorwachstum nachweisen lassen. Um die Erfolgsaussichten zu bewerten, führten die Verantwortlichen zunächst umfassende bildgebende Untersuchungen durch (s. Kasten). „Man sieht bei all diesen Patient:innen, dass der hintere Augenpol nicht zerstört ist, Sehnerv und Makula also intakt sind“, verdeutlichte die Radiotherapeutin anhand von Beispielaufnahmen.

Obligate Bildgebung

  • Fundusaufnahme
  • optische Kohärenztomografie von Makula, Papille und Tumorregion
  • Brightness-Scan-Sonografie
  • MRT der Orbita sowie kraniale MRT

Eine effektive Tumorbehandlung

Alle Erkrankten erhielten eine Strahlendosis von mindestens 22 Gy auf den Tumor, unter vollständiger Aussparung des Hirngewebes. Gemäß der Referentin traten kaum kurzfristige Nebenwirkungen auf, auch ein Anstieg von Entzündungsmarkern blieb weitgehend aus. „Die Patient:innen wurden durchschnittlich drei bis fünf Tage nach der Einzeit-Stereotaxie operiert“, fuhr die Expertin fort. Bei einer Person hätten sie den Tumor sogar am selben Tag entfernt, maximal vergingen gut acht Wochen. 

Während eines medianen Follow-ups von zwei Jahren entwickelten nur sechs Personen Fernmetastasen und niemand ein Lokalrezidiv. Insgesamt konnten die Ärzt:innen 119 von 120 Augen erhalten. Der mediane Visus hatte sich bei der jeweils letzten Kontrolle nicht gegenüber der Erstdiagnose verschlechtert und betrug zu beiden Zeitpunkten 0,2. 

Alles in allem habe sich eine definitive Lokaltherapie mit Radiochirurgie und anschließender minimalinvasiver mikrochirurgischer Operation als sehr effektiv erwiesen, was den Erhalt von Bulbus und Sehkraft betrifft. Dr. Guberina schränkte aber ein: „Das Outcome hängt von der Tumorlage zu Sehnerv, Papille und Makula ab.“ Daten zu Lebensqualität, Langzeitprognose und Funktion stehen noch aus.

Quelle:
Guberina M. 30. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie; Vortrag „Follow-up bei Patientinnen und Patienten mit hochprominentem Aderhautmelanom nach Radiochirurgie und Resektion“