Schadstoffhaltige Raumluft kann zu trockenen Augen führen
Neunzig Prozent seiner Zeit verbringt der Mensch heutzutage innerhalb geschlossener Räume. Dort ist er häufig hohen Konzentrationen von Feinstaub und anderen Luftschadstoffen ausgesetzt. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Augen, schreiben Amy Huang von der University of Central Florida und ihre Kollegen.
Funktion der Meibom-Drüsen lässt nach
Um den Zusammenhang zwischen der schadsstoffbelasteten Raumluft und dem trockenen Auge zu klären, haben die Wissenschaftler 97 Patienten im Durchschnittsalter von 58 Jahren über elf Monate hinweg beobachtet. Sie fanden, dass sich Feinstaub mit der Partikelgröße 2,5 µm und kleiner negativ auf die Beschwerden beim trockenen Auge auswirkt.
Feinstaub gilt generell als Indikator für eine allgemein erhöhte Luftschadstoffbelastung, etwa mit Ozon. So stieg der Wert des sogenannten Ocular-Surface-Disease-Index (OSDI), den das Team unter anderem als Maß für die Intensität der Augenprobleme heranzog, mit steigender Feinstaubbelastung stetig an. Auch die Entzündungswerte änderten sich, während die Funktion der Meibom-Drüsen nachließ und die Produktion von Tränenflüssigkeit zurückging.
Erstaunlicherweise nahmen die Beschwerden und der Punktwert im OSDI mit steigender Raumluftfeuchte zu. Dies, so merken die Wissenschaftler an, steht klar im Widerspruch zu den Ergebnissen anderer Untersuchungen, die eine weniger feuchte Luft als Ursache für das trockene Auge ausgemacht haben.
Die Autoren vermuten deshalb, dass die erhöhte Luftfeuchte innerhalb der Gebäude – anders als draußen – indirekte Folgen hat. So dürfte sie die Zeit verlängern, bis Feinstaubpartikel zu Boden sinken. Zudem nehmen Größe und Masse dieser Teilchen zu. Auch Schimmelpilze finden im feuchteren Umfeld bessere Bedingungen vor. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Luftschadstoffe die Stabilität des Tränenfilms verändern und eine lokale Entzündung hervorrufen können“, schreiben die Studienautoren. Anders als draußen habe man es aber selber in der Hand, wie schmutzig die Luft ist, und man kann Belüftung und Temperatur regulieren.
Wirklich bewiesen seien diese Zusammenhänge durch die vorliegende Untersuchung jedoch nicht, hält dem Dr. Ian J. Saldanha von der Brown University School of Public Health in einem begleitenden Kommentar entgegen. Bisher sei auch unklar, welche positiven oder negativen Effekte Raumluftbefeuchter, Filteranlagen oder spezielle Brillen, mit denen sich um die Augen herum eine feuchte Atmosphäre aufbauen lässt, beim trockenen Auge haben.
Quellen:
1. Huang A et al. JAMA Ophthalmol 2020; 138: 867-874; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2020.2237
2. Saldanha IJ. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamaophthalmol.2020.2236