Roboter im Pflegeheim kommen gut an
Zusammengesunken steht er im Raum. Doch eine Berührung am Kopf und er wird wach: „Pepper“ hebt den Kopf, streckt sich ein wenig, mit bläulich leuchtenden Augen schaut er sich um zwischen den Anwesenden. Er spricht, sieht und hört – jedenfalls hat er Kameras, eine Spracherkennung und eine Sprachausgabe.
„Pepper“ ist ein humanoider Pflegeroboter. Mit einer Größe von 1,20 Metern, dem runden Kopf und den großen Augen erinnert er an ein Kind. Er wird eingesetzt, um mehr menschliche Interaktion in den Alltag Pflegebedürftiger zu bringen. In Altenheimen erzählt er Witze, spielt Luftgitarre, tanzt Macarena, macht Gedächtnis-Spiele mit den Bewohnern, animiert sie zum Singen oder zur Bewegung.
Ausgestattet mit 20 Motoren ist er beweglicher als manch älterer Mensch. Er identifiziert sein Gegenüber per Gesichtserkennung und analysiert grob dessen Mimik, Gestik und Stimmlage, um auf den emotionalen Zustand eingehen zu können. Wie flüssig er funktioniert, hängt von den Umwelteinflüssen ab. Bei vielen Störgeräuschen werden Gespräche mit ihm mühsam und eintönig. Dann heißt es: „Es tut mir leid. Bitte warten Sie.“ Die Senioren können ihn allerdings auch über ein eingebautes Tablet steuern.
Senioren behandeln Roboter fast wie echten Menschen
Bei den Pflegebedürftigen komme der Roboter überraschend gut an, sagt Felix Carros vom Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien an der Universität Siegen. Offensichtlich wird „Pepper“ von vielen älteren Menschen fast wie eine echte Person behandelt.
Neben der körperlichen und geistigen Aktivierung hat das Reden mit „Pepper“ für die Senioren auch einen psychologischen Effekt. „Der Roboter hat einen ähnlichen Wert wie die tiergestützte Therapie“, erklärt Renate Herzer, Vorstandsmitglied der Landespflegekammer Rheinland-Pfalz. Aufseiten der Pfleger gebe es aber auch Ängste. „Pepper“ soll das Personal zwar lediglich unterstützen. Er übernimmt allerdings genau jene Aufgaben, für die die Pfleger gerne mehr Zeit hätten.
Entwickelt wurde der Pflegeroboter von einem französischen und einem japanischen Unternehmen. Er ist ab 35 000 Euro erhältlich.
Japanische Roboter können Pflegebedürftige umlagern
In Japan existieren bereits Roboter, die auch die körperlich anstrengenden Aufgaben des Pflegeberufs übernehmen. Sie können alte Menschen vom Bett in den Rollstuhl heben, sie umbetten oder umdrehen. Sie sollen den Fachkräftemangel in der Altenpflege mindern.
Intelligente Notfall-Systeme sollen Stürze erkennen
Künstliche Intelligenz soll Senioren auch an anderer Stelle den Alltag erleichtern und z.B. das selbstständige Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen. So testet die Techniker Krankenkasse ein Hausnotruf-System zur Erfassung von Stürzen. Ein um den Hals getragener Funksender soll einen Sturz erkennen und automatisch einen Notruf absenden. Über ein Hausnotrufgerät mit Freisprechanlage meldet sich ein Mitarbeiter der Hausnotrufzentrale, mit dem der Hilfesuchende von überall in der Wohnung sprechen kann. Je nach Situaton werden Angehörige, Nachbarn oder der Notarzt alarmiert.
Menschen mit psychischen Erkrankungen sollen ebenfalls von Künstlicher Intelligenz profitieren. In Forschungsprojekten an verschiedenen Universitäten wird eine App für Menschen mit bipolarer Störung getestet. Anhand des Bewegungsprofils sowie der Zahl der Anrufe und Textnachrichten sollen manische Phasen erkannt werden. Die Daten werden an den Arzt übermittelt, der sich sofort bei dem Patienten melden kann.
Quelle: Jahresempfang TK Rheinland-Pfalz