Demenzrisiko: Optimisten vergessen nicht
Auch in der Wissenschaft sieht man das Glas gern mal halb leer statt halb voll, schreiben Professor Dr. Becca Levy vom Social and Behavioral Science Department der Yale School of Public Health in New Haven und Kollegen. So konzentriert sich ein Großteil der Arbeiten zum Thema Demenzursachen zu sehr auf die negativen Einflussfaktoren.
Dabei existieren bereits einige Studien, worin die positive Einstellung einen nicht zu unterschätzenden Effekt auf die kognitive Leistungsfähigkeit ausübte. Das Team um Prof. Levy änderte das und untersuchte, ob ein optimistischer Umgang mit dem Älterwerden vor einer beginnenden Demenz schützt. Frühere Forschungen zeigten bereits, dass der „Blick durch die dunkle Brille“ beispielsweise Alzheimer-Biomarker erhöht. Ebenso scheinen eher ablehnende Ansichten über das Altern mit erhöhten Stressleveln einherzugehen, was wiederum die Entwicklung einer Demenz begünstigt.
In ihre Studie ließen die Wissenschaftler Daten von 4765 Teilnehmern der US-amerikanischen Health and Retirement Study einfließen. Die zum Zeitpunkt der Erhebung geistig fitten Probanden waren im Durchschnitt 72 Jahre alt, 26 % von ihnen wiesen den Genotyp ApoEε4 auf, welcher zu den größten Risikofaktoren der Demenz zählt.
Alzheimergefahr bei den Gelassenen um 44 % geringer
Im Vergleich zu den „Miesmachern“ wiesen Personen, die dem Älterwerden optimistisch gegenüberstanden, eine um knapp 44 % geringere Wahrscheinlichkeit auf, während der vierjährigen Studie an Alzheimer zu erkranken. Unter den ApoEε4-Trägern fand sich sogar ein um fast 50 % reduziertes Risiko.
Die Autoren vermuten, dass der Effekt der positiven Einstellung v.a. aus reduziertem Stress basiert. Sie mutmaßen weiterhin, dass der Optimismus epigenetisch auf die Genexpression von ApoEε4 wirkt. Die Ergebnisse könnten für öffentliche Kampagnen gegen die negative Alterseinstellung genutzt werden.
Quelle: Levy BR et al. PLoS One 2018; online first