
Eine Tropenkrankheit macht Karriere Denguefieber erkennen, behandeln und vorbeugen

Das Denguefieber ist weltweit auf dem Vormarsch. Klimakrise, Urbanisierung und Reisen begünstigen die Ausbreitung der Tropenkrankheit. Die akkurate Diagnose ist bei Reiserückkehrern aus Endemiegebieten essenziell, da supportive Maßnahmen Komplikationen verhindern.
In den vergangenen Jahren kam es vermehrt zu Denguefieberfällen außerhalb der Endemieregionen. So wurden für das Jahr 2023 offiziell 1.890 Reiserückkehrende registriert, die eine Infektion mit dem Denguevirus in die USA gebracht haben, berichtet eine Autorengruppe um Laura Adams von den US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in San Juan. Mit den steigenden Zahlen für die importierten Denguefälle nehme auch das Risiko von autochthonen Infektionen in Ländern außerhalb der Verbreitungsgebiete des Erregers zu, so die Warnung.
Übertragen wird das Denguevirus in erster Linie durch die Stechmücken Aedes albopictus und Ae. aegypti (Anm. d. Red.: in Deutschland bekannt als Asiatische Tigermücke bzw. Gelbfiebermücke). Zudem ist eine Infektion über Blut möglich, etwa perinatal, durch mukokutanen Kontakt mit infiziertem Blut sowie über Blutspenden oder Organtransplantationen.
Viele Infizierte bleiben nahezu symptomfrei
Eine Ansteckung mit dem Denguevirus führt bei rund 75 % der Betroffenen nur zu geringen Beschwerden, oft wird sie überhaupt nicht wahrgenommen. Symptomatische Infektionen äußern sich typischerweise durch hohes Fieber und unspezifische Krankheitszeichen wie Myalgien, Übelkeit und Hautausschläge.
Bei etwa 5 % der Erkrankten geht Dengue mit Komplikationen wie einem hypovolämischen Schock, ernsten Lungen-, Herz- und ZNS-Schäden sowie gastrointestinalen Blutungen einher. Warnzeichen sind:
- starke Bauchschmerzen, anhaltendes Erbrechen
- extravaskuläre Flüssigkeitsansammlungen wie Pleuraerguss, Aszites, Perikarderguss
- Blutungen der Vagina, an Zahnfleisch oder Nasenschleimhaut
- psychische Beeinträchtigungen
- Hepatomegalie
- kontinuierlicher Hämatokritanstieg
Bei Verdacht auf Denguefieber sollte neben Tests auf spezifische IgM-Antikörper eine RT-PCR* oder ein ELISA** für das NS1***-Antigen erfolgen. PCR und ELISA eignen sich in der Regel in der ersten Krankheitswoche für den Nachweis. Die IgM-Titer steigen in den ersten sieben Tagen an und bleiben über mindestens drei Monate bestehen. Differenzialdiagnosen sind:
- Chikungunya- und Zikafieber
- Leptospirose, Malaria
- andere Viruserkrankungen wie Influenza oder COVID-19
- nicht-infektiöse Ursachen, beispielsweise Kawasaki-Syndrom oder Leukämie
Komorbiditäten erhöhen das Risiko für schwere Verläufe
Die Therapie bei Denguefieber besteht aus supportiven Maßnahmen. Wenn weder Warnzeichen noch relevante Komorbiditäten vorliegen, kann die Behandlung ambulant erfolgen. Die Erkrankten sollten ausreichend trinken und bei ernsten Symptomen eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Bei schwerem Dengue und Komplikationen ist eine Klinikeinweisung indiziert, ggf. auch eine Volumengabe. Gleiches gilt bei einem erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf. Gefährdet sind insbesondere:
- Schwangere
- Kleinkinder unter einem Jahr
- Menschen über 65 Jahre
- Personen mit Diabetes, Adipositas, Hypertonie und anderen Komorbiditäten
Das Übertragungsrisiko lässt sich durch Repellents wie Diethyltoluamid und durch das Tragen heller langärmliger Kleidung reduzieren. Zudem empfiehlt sich der Aufenthalt in Unterkünften mit Fliegengittern, Moskitonetzen und Klimaanlagen.
Es stehen verschiedene Vakzine zur Verfügung. Die WHO empfiehlt beim Aufenthalt in Endemiegebieten mit hohen Übertragungsraten den Impfstoff Qdenga® für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 16 Jahren, sofern sie in der Vergangenheit bereits eine Denguevirusinfektion durchgemacht haben (STIKO-Empfehlungen: siehe Kasten). Der Impfstoff wird in zwei Dosen gegeben und richtet sich gegen alle vier Serotypen des Virus.
Kein Stich ins Blaue
Die STIKO empfiehlt die Impfung mit Qdenga® für alle Personen ab vier Jahren, die anamnestisch eine laborbestätigte Infektion mit dem Denguevirus durchgemacht haben:
- als Reiseimpfung, wenn das Ziel in einem Endemiegebiet mit erhöhtem Expositionsrisiko liegt
- als beruflich indizierte Impfung bei gezielten Tätigkeiten mit Dengueviren außerhalb von Endemiegebieten, etwa in Forschungslaboren
Für Personen ohne durchgemachte Infektion gibt die STIKO derzeit keine allgemeine Impfempfehlung. TSt
* reverse transcriptase polymerase chain reaction
**enzyme-linked immunosorbent assay
*** nonstructural protein 1
Quelle: Adams LE et al. JAMA 2024; 332: 2109-2110; doi: 10.1001/jama.2024.21094