Pankreaszysten Die Grenzen von CA 19-9
Die Leitlinienempfehlungen basieren auf Ergebnissen aus retrospektiven Studien, schreiben Iris Levink vom Medical Center der Erasmus-Universität Rotterdam, und Kollegen. Der Nutzen dieser Überwachung wurde bislang jedoch nicht in einer prospektiven Kohorte untersucht. Um dies zu ändern, beobachtet das auf 15 Jahre angelegte multizentrische PACYFIC-Register seit 2015 Personen mit Pankreaszysten. Aus dieser Kohorte identifizierten die Autoren 685 Teilnehmer, für die ein CA-19-9-Wert bei Studienbeginn sowie mindestens ein weiterer Wert nach einem Follow-up von zwölf Monaten oder länger vorlagen.
Erhöhte Werte bei etwa jedem zehnten Patienten
Bei Studieneinschluss lag der CA-19-9-Wert median bei 10 U/ml, bei 64 Teilnehmern (9 %) war er erhöht (≥ 37 U/ml). Während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 25 Monaten wurden bei etwa jeder zehnten der 1.966 Folgevisiten erhöhte Werte von CA 19-9 festgestellt. Dies führte häufiger zu verkürzten Visitenintervallen als nicht erhöhte Werte. Zehn der 96 Personen mit einem erhöhten Wert unterzogen sich einer Operation. Diese ergab bei vier Patienten eine hochgradige Dysplasie oder ein Pankreaskarzinom. In den anderen sechs Fällen lag eine benigne Erkrankung vor.
Fünf von 48 Personen mit benigner Erkrankung waren ausschließlich wegen des erhöhten CA 19-9 operiert worden. Ihnen hätte man die Operation eigentlich ersparen können, schreiben die Autoren. Der mediane CA-19-9-Wert derjenigen mit hochgradiger Dysplasie oder Pankreaskarzinom unterschied sich nicht von dem der anderen Teilnehmer (11 U/ml vs. 10 U/ml).
Bisheriges Vorgehen führte zu falsch-positiven Ergebnissen
Der derzeitige Cut-off von ≥ 37 U/ml unterschied eine hochgradige Dysplasie oder ein Karzinom mit einer Spezifität von 92 % von den Kontrollen. Dies führte zu vielen falsch-positiven Ergebnissen und somit zu unnötig verkürzten Visitenintervallen und unangebrachten Eingriffen, so die Autoren. Anhand der Studiendaten ermittelten sie einen Cut-off von ≥ 133 U/ml, der mit einer Spezifität von 99 % die Zahl falsch-positiver Ergebnisse reduzieren könnte. In jedem Fall sollte die derzeitige Strategie der CA-19-9-Überwachung kritisch bewertet werden, so die Empfehlung der Autoren.
Quelle: Levink IJM et al. United European Gastroenterol J 2023; DOI: 10.1002/ueg2.12422