Kardiologische Betreuung Die richtigen Grenzen setzen
Der Einsatz externer Systeme wie der extrakorporalen kardiopulmonalen Reanimation (eCPR) hat in den letzten Jahren stark zugenommen, berichtete PD Dr.Janine Pöss vom Herzzentrum Leipzig. Deren Erfolge sind gut: Daten aus einem prospektiven Register von 2019 zeigen, dass die Überlebensraten bei Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb einer Klinik nach eCPRähnlich hoch liegen wie nach herkömmlicher Wiederbelebung (8,4 % vs. 8,6 %). Allerdings waren nur 4 % der Betroffenen mit einem künstlichen System versorgt worden. In Studien mit extrem rascher Versorgung durch extrakorporale Systeme waren diese der konventionellen Behandlung überlegen.
Verschiedene Kriterien für und gegen extrakorporale Rea
In allen Untersuchungen aber erwies sich das Lebensalter der Patienten als prognostischer Faktor, wobei die Grenze für den Studieneinschluss ohnehin bei maximal 75 Jahren lag. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) nennt in einem Positionspapier das Alter ab 75 zusätzlich zu Gebrechlichkeit als eines der Kriterien, die gegen eCPR sprechen. Als weitere Faktoren, die bei der Entscheidung für oder gegen eCPR sprechen, nannte Dr. Pöss:
- die Beobachtung des Herz-Kreislauf-Stillstands
- die Laienreanimation
- die No-flow- und Low-flow-Time
- Laktatkonzentration und pH-Wert im Blut
Ihrer Meinung nach müsse daher unter Berücksichtigung vieler Variablen restriktiv im Einzelfall über den Einsatz entschieden werden.
Wenig überraschend stehen auch auf einer Intensivstation die Chancen für ältere Patienten schlechter als für die jüngeren. PD Dr. Georg Fürnau von der Klinik für Innere Medizin II am Städtischen Klinikum Dessau hat in einer Subgruppenanalyse eine etwa 30 % höhere Mortalität für über 70-Jährige in den ersten 30 Tagen ermittelt. Im Verlauf der nächsten fünf bis sechs Jahre ging die Schere noch weiter auseinander. Allerdings könnte das ebenso gut den natürlichen Verlauf abbilden, meinte der Kollege.
„Wir sollten uns nicht auf das Alter fokussieren, sondern auf den Patienten“, so sein Rat. In einer Risikostratifizierung für Patienten im kardiogenen Schock nach Myokardinfarkt erwiesen sich unter anderem Z.n. Schlaganfall, Laktatwerte oder ein niedriger Flow nach perkutaner koronarer Intervention als stärker prognostisch relevant. Diese Daten ließen sich auch ohne Infarkt für Menschen im kardiogenen Schock bestätigen. Als einfache Hilfestellung, um Therapie und Therapieplanung regelmäßig und kritisch zu überprüfen und um Überversorgung zu vermeiden, stellte Dr. Fürnau das TRIKK-Schema vor (s. Kasten).
Ein simpler TRIKK
T Therapieziel formulieren!
R Reevaluieren des Behandlungsziels, regelmäßig und kritisch!
I Indikation für geplante und laufende Therapien überprüfen!
K Konsequenzen folgen lassen – jede geplante diagnostische Prozedur muss Patienten und Behandlungsteam dem Therapieziel näherbringen.
K Konsens sicherstellen: Ist der Patient mutmaßlich, vorausverfügt oder definitiv einverstanden mit laufenden und geplanten Prozeduren?
Nach einer Reanimation mit Rückkehr zum Spontankreislauf sollten 72 Stunden bis zur neurologischen Evaluation vergehen. Dr. Fürnau riet, generell täglich oder bei geänderter Situation den Zustand des Patienten erneut zu prüfen. Idealerweise ist dafür ein und derselbe Kollege zuständig, damit sich nicht vielleicht der eine heute für Therapie A und der andere morgen für Variante B entscheidet.
Quelle: 88. Jahrestagung der DGK*
* Deutsche Gesellschaft für Kardiologie