
NHL Die Rolle der alloHSCT ist noch nicht ganz klar

Die Einführung bispezifischer Antikörper hat die Therapie rezidivierter oder refraktärer (r/r) B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphome revolutioniert. Die Rolle der allogenen Stammzelltransplantation als Konsolidierung in diesem Kontext ist allerdings noch relativ unklar.
Dr. Alberto Mussetti vom Hospitalet de Llobregat, Barcelona, und sein Team wollten unter anderem herausfinden, ob die Konsolidierung mittels einer allogenen Transplantation nach einer Exposition gegenüber bispezifischen Antikörpern das Ergebnis verbessert.1 In die retrospektive Studie eingeschlossen wurden 47 Patient:innen, die nach der Behandlung ihres r/r Lymphoms mit bispezifischen CD20xCD3-Antikörpern allogen transplantiert worden waren; als Kontrollgruppe diente eine historische Kohorte von 101 Personen, die vor der Transplantation keinen bispezifischen Antikörper erhalten hatte.
Primärer Endpunkt war die nicht durch Rezidive bedingte Mortalität (NRM). Bei den Zwei-Jahres-Raten unterschied sich die antikörperbehandelte Kohorte mit 36 % vs. 29 % nicht signifikant von der naiven Gruppe (p = 0,5). Gleiches galt für das OS (58 % vs. 58 %; p = 0,8), das PFS (55 % vs. 52 %; p = 0,6), das Graft-versus-Host-Erkrankungs- und rezidivfreie Überleben (32 % vs. 41 %; p = 0,4) und für die Häufigkeit von Rezidiven bzw. Progressionen (9,5 % vs. 19 %; p = 0,13). Auch bezüglich akuter und chronischer Graft-versus-Host-Reaktionen fanden sich keine signifikanten Unterschiede, ebenso wenig beim Engraftment von Neutrophilen und Thrombozyten.
Für ausgewählte Patient:innen
Die alloHSCT könnte nach bispezifischen Antikörpern möglicherweise für selektierte Patient:innen mit r/r Non-Hodgkin-Lymphom in Betracht kommen, meinte die Referentin; zum Beispiel fitte Personen oder solche mit Hochrisikoerkrankung.
Kein Vorteil durch Transplantation
Offenbar, so Dr. Mussetti, ist eine Konsolidierung mittels allogener Stammzelltransplantation nach einer Behandlung mit bispezifischen Antikörpern bei r/r B-Zell-Lymphomen ohne Probleme möglich. Sie beeinflusst das Überleben nicht negativ.
Ob die Transplantation nach einer Behandlung mit bispezifischen Antikörpern überhaupt erforderlich ist, wollten Forschende um Dr. Giulia Losi, Universität Pavia, mit einer weiteren retrospektiven Studie beantworten.2 77 Patient:innen mit r/r B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen, die bispezifische Antikörper erhalten hatten, nahmen teil. 40 von ihnen hatten sich danach einer allogenen Stammzelltransplantation unterzogen – davon 87,5 % in CR (vs. 48,7 % in der nicht-transplantierten Gruppe). Primärer Endpunkt war das PFS.
Nach einem Follow-up von median 30,8 Monaten unterschieden sich die beiden Kohorten hinsichtlich der Zwei-Jahres-PFS-Raten mit 72 % vs. 71 % nicht signifikant (p = 0,867). Die konsolidierende Transplantation ging auch nicht mit einem signifikant verlängerten Zwei-Jahres-OS einher (80 % vs. 67 %; p = 0,421) und sie konnte Rezidive nach 24 Monaten nicht verringern (jeweils 14 %; p = 0,533). Auch die NRM fiel ähnlich aus (22 % vs. 15 %; p = 0,379).
Es scheint sich kein Vorteil durch eine allogene Transplantation nach bispezifischen Antikörpern bei r/r B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen zu ergeben, resümierte Dr. Losi. Die NRM fiel nicht höher aus, allerdings gebe es Bedenken hinsichtlich der toxizitätsbedingten Mortalität durch Infektionen und Graft-versus-Host-Erkrankung.
Quellen:
1. Mussetti A für Pena M et al. EBMT Annual Meeting 2025; Vortrag „OS10-06 – Allogeneic hematopoietic cell transplantation as consolidation therapy in patients with relapsed-refractory B-cell lymphomas exposed to bispecific antibodies: a study on belhalf of GETH-TC“
2. Losi G et al. EBMT Annual Meeting 2025; Vortrag „OS10-05 – Comparing outcomes of allogeneic hematopoietic cell transplantation versus non-consolidation in Non-Hodgkin lymphoma patients treated with bispecific antibodies: a study on behalf of GETH-TC“