Mit Abstand die beste Darmflora Distanzierungsregeln sorgten für weniger Allergien
Neugeborene könnten von der COVID-19-Pandemie profitiert haben – zumindest, was ihre Darmflora angeht. Ein Team um Prof. Dr. Katri Korpela von der Universität Helsinki wertete die Daten von 351 Neugeborenen der irischen Kohortenstudie CORAL aus. Die Kinder kamen termingerecht zwischen März und Mai 2020 auf die Welt, als in Irland ein Lockdown mit strikten Distanzierungsregeln herrschte.
Die Wissenschaftler untersuchten Stuhlproben der Kinder sechs und zwölf Monate post partum mittels 16S-rRNA-Sequenzierung. Mithilfe von Online-Fragebogen sammelten sie zudem detaillierte Informationen über die häusliche Umgebung der Kinder, ihre Nutzung der Gesundheitsversorgung und die Ernährungsweise.
Nach 12 und 24 Monaten erfolgte eine Untersuchung auf Anzeichen von atopischer Dermatitis. Außerdem wurden Pricktests für die drei häufigsten Nahrungsmittelallergene (Erdnuss, Ei und Milch) sowie Inhalationsallergene (Hausstaubmilbe, Gräserpollen und Katzenhaare) durchgeführt.
Die „Lockdown-Babys“ hatten nach sechs bzw. zwölf Monaten mehr Bifidobakterien im Stuhl als die Kohorten früherer Studien, während Clostridien bei ihnen seltener vorkamen. Geburtsmodus und Ernährung hatten ebenfalls einen Einfluss auf die Bakterienpopulation: Stillen und pflanzliche Kost wirkten sich positiv auf das Mikrobiom aus.
Der Bifidobakterienspiegel nach sechs Monaten korrelierte negativ mit der späteren Inzidenz von atopischer Dermatitis und Allergien. Selbiges galt für die nach zwölf Monaten ermittelte Häufigkeit von Clostridien, die Butyrat bilden – eine Fettsäure mit positiver Auswirkung auf das Darm-Ökosystem. Demnach könnten je nach Lebensalter verschiedene Bakterienstämme für die Allergieprävention entscheidend sein, so die Forscher.
Mehr Zeit mit der Familie und weniger Antibiotika
Bifidobakterien werden bei der Geburt von der Mutter auf das Kind übertragen. Dass diese sich in der Lockdown-Kohorte so gut vermehrten, ist vermutlich auf den reduzierten Kontakt zu Menschen außerhalb der Familie, den geringeren Einsatz von Antibiotika und die höhere Prävalenz des Stillens in den ersten Lebensmonaten zurückzuführen, schreiben die Forscher. Möglicherweise gewännen Umwelteinflüsse auf das Mikrobiom erst in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres an Bedeutung für die Gesundheit.
Quelle: Korpela K et al. Allergy 2024; DOI: 10.1111/all.16069