Pulmonaler Subtyp des idiopathischen Lungenhochdrucks Distinkter Phänotyp mit schlechter Prognose
Die aktuelle europäische Leitlinie unterscheidet bei PAH zwischen Patienten mit und ohne kardiopulmonale Komorbiditäten. Für Letztere sind die Empfehlungen zur Pharmakotherapie sehr klar – initiale Zweierkombi bei niedrigem bis intermediärem Risiko, bei hohem Risiko ergänzt um ein injizierbares Prostazyklinanalogon. Wachsweich wird es dagegen, wenn der Patient kardiopulmonale Grunderkrankungen mitbringt. Bei unzureichender Evidenz rät die Leitlinie mit Empfehlungsstärke IIa (kann man erwägen) zur Monotherapie mit einem PDE5-Inhibitor oder Endothelinrezeptorantagonisten. Laut PD Dr. Michael Halank vom Universitätsklinikum Dresden muss diese Gruppe weiter unterteilt werden in (Links-)Herz-, Lungen- und gemischten Phänotyp, weil sich die Patienten in vielerlei Hinsicht unterscheiden.
- Der Herzphänotyp tritt Analysen des COMPERA*-Registers zufolge fast ausschliesslich bei älteren Frauen auf, die nie geraucht haben und eine akzeptable DLCO aufweisen (im Mittel > 55 %).
- Zum kardiopulmonalen Phänotyp zählen vor allem männliche „Kampfraucher“ mit deutlich schlechterer DLCO (< 50 %).
- Der Lungenphänotyp findet sich regelhaft bei (Ex)Rauchern, wobei die DLCO regelhaft < 45 % liegt, CT und Bodyplethysmografie aber unauffällig ausfallen.
Die schwere Diffusionseinschränkung identifiziert offenbar einen speziellen Subtyp von PAH-Patienten, bei denen die Erkrankung mit dem Rauchen assoziiert ist. Diese Patienten sprechen kaum auf PAH-Medikamente an und haben eine signifikant schlechtere Prognose als andere Subtypen. Eine Analyse von rund 1.300 COMPERA-Patienten zeigte eine Fünf-Jahres-Überlebensrate von gerade einmal 31 % beim Lungenphänotyp versus 84 % bei Patienten mit klassischer idiopathischer PAH. Dabei ist zwar zu berücksichtigen, dass Patienten mit Lungenphänotyp wesentlich älter waren. Der Unterschied blieb aber auch nach entsprechender Korrektur bestehen.
Wie man in der Praxis mit Patienten verfahren sollte, die sich nach langjähriger Raucherhistorie mit schwerer DLCO-Einschränkung und Hypoxämie bei normaler Lungenfunktion und unauffälligem HR-CT vorstellen, ist schwer zu beantworten. Dr. Halank startet häufig mit einem PDE5-Hemmer, räumte aber ein, dass diese Therapie oft rasch wieder beendet werden muss, weil die Hypoxämie darunter zunimmt. Eine Kombinationstherapie kommt für ihn definitiv nicht infrage.
* Comparative, Prospective Registry of Newly Initiated Therapies for Pulmonary Hypertension
Kongressbericht: 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin