Echo-Parameter der rechten Herzkammer haben erhebliche prognostische Bedeutung
Gemeinhin halten viele den rechten Ventrikel (RV) für schwach. Ein Irrglaube. Denn die Herzkammer schafft es durchzuhalten, selbst wenn die Nachlast um das Fünffache steigt, z.B. bei einer Lungenembolie. „Verlangen Sie das mal vom linken Ventrikel“, unterstrich Professor Dr. Stephan Achenbach vom Universitätsklinikum Erlangen.
Das Problem: In der Echokardiographie lässt sich der RV nicht so leicht darstellen. Um einen möglichst großen Durchmesser an der Basis der Herzkammer zu erhalten, bietet sich der „RV focused apical 4 chamber view“ an. Neben Standardparametern (s. Kasten) kann man auch im rechten Ventrikel den Strain, also die Kontraktionsfähigkeit, messen – ein Parameter, der in der Bildgebung immer wichtiger wird.
Welche prognostische Bedeutung eine rechtsventrikuläre Dysfunktion hat, zeigt u.a. eine Studie zur Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF). Die 271 Teilnehmer mussten zweifelsfrei an einer HFpEF leiden, betonte Prof. Achenbach. Neben Symptomen und einer linksventrikulären EF > 50 % bedeutete das, mindestens einmal hospitalisiert worden zu sein oder einen Wedge-Druck über 15 mmHg aufzuweisen. Relevante Klappenvitien und ein akutes Koronarsyndrom galten als Ausschlusskriterien.
Schon zu Untersuchungsbeginn fand sich bei 12 % eine RV-Dysfunktion, die im weiteren Verlauf mit einer signifikant höheren Mortalität einherging. Im Gesamtkollektiv verschlechterten sich die Parameter über einen Zeitraum von vier Jahren: Im Mittel nahm die Pumpkraft gemessen am „fractional area change“ um 10 % ab und die Ventrikelgröße um 21 % zu. Jeder Fünfte entwickelte eine neue Dysfunktion. Das wiederum führte zu einer Verdopplung der Sterblichkeit im Vergleich zu denjenigen mit gleichbleibender RV-Leistung (Hazard Ratio 0,89).
RV-Normparameter im Echo
- Durchmesser Basis: < 42 mm
- Durchmesser Mitte: < 35 mm
- TAPSE (tricuspid annular plane systolic excursion): > 17 mm
- fractional area change: > 35 %
- free wall strain: < –23 %
Langfristig überlebte nur jeder Siebte
In einer aktuellen Studie mit ungefähr 13 000 Herzinsuffizienten (LVEF < 50 %) hatten initial 88 % eine funktionelle Klappenstörung, 6 % bereits eine schwere TI. Die Trikuspidalinsuffizienz war insgesamt mit einer schlechten Prognose assoziiert und je ausgeprägter die Regurgitation, desto gravierender der Effekt, erklärte Prof. Achenbach. Von den Patienten mit hochgradiger TI lebte nach fünf Jahren noch etwa jeder dritte, nach zehn Jahren nur noch jeder siebte. Der rechte Ventrikel bedarf daher besonderer Aufmerksamkeit.Quelle: 15. DGK-Kardiologie-Update-Seminar