Anämie oder Leukämiefrühstufe? Ein neuer Algorithmus erleichtert die Differenzialdiagnostik
Oft fällt es selbst Expert:innen schwer, bestimmte Bluterkrankungen unter dem Mikroskop voneinander abzugrenzen. Haemorasis, eine KI für die hämatologische Diagnostik, wurde an Zellen von mehr als 300 Personen trainiert. Diese litten an verschiedenen Anämien und Subtypen myelodysplastischer Syndrome, deren Erscheinungsbild einander nicht selten ähnelt.
„Der Algorithmus ist in der Lage, Form und Anzahl von zehntausenden Blutzellen in einer mikroskopischen Aufnahme des Bluts zu erfassen. Das ergänzt die menschlichen Fähigkeiten, die typischerweise eher auf Detailgenauigkeit ausgelegt sind“, erläutete Prof. Dr. Moritz Gerstung vom DKFZ Heidelberg.
Haemorasis kann Diagnosen vorschlagen, genetische Subtypen unterscheiden und sogar Zusammenhänge zwischen Zellmorphologien und zugrunde liegenden Krankheiten aufzeigen. Zuverlässigere Erstbefunde mithilfe des Programms sind wichtig, um die Patient:innen zu identifizieren, welche invasivere Untersuchungen benötigen.
„Bis jetzt ist der Algorithmus erst auf bestimmte Erkrankungen trainiert – wir sehen jedoch noch großes Potenzial in diesem Ansatz“, ordnete Prof. Gerstung ein. Weitere Studien müssten folgen, um etwa mögliche Limitationen des Verfahrens zu ermitteln. Haemorasis steht bereits als Open-Source-Anwendung für Forschungszwecke zur Verfügung.
Quelle: Pressemitteilung – Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)