Neue „Designerdrogen“ fluten den Markt Ein Überblick über die Substanzen und ihre Gefahren
Halbsynthetische Cannabinoide sind seit 2022 auf dem Drogenmarkt (noch) legal zu bekommen. Dazu gehört Hexahydrocannabinol (HHC). Es wird aus Cannabidiol hergestellt, welches aus Hanfpflanzen extrahiert wurde. Konsumiert wird HHC als Flüssigkeit zum Verdampfen, aufgesprüht auf CBD-Kraut oder in essbarer Form als Gummibärchen, Marshmallows oder Chips, erklärt Luzia Schaaf, LVR-Klinik Viersen. Seine Wirkung entspricht etwa der von Delta-9-THC. Ein anderes in Onlineshops legal zu erwerbendes halbsynthetisches Cannabinoid ist Tetrahydrocannabiphorol (THCP) mit einer 30-mal höheren Affinität zum Cannabinoid-Rezeptor 1 (CB1) als Delta-9-THC.
Synthetische Cannabinoide werden meist in Drogenpfeifen geraucht. Als erste Substanz wurde JWH-018 in einer Kräutermischung nachgewiesen. Deren Name „Spice“ wurde dann für die gesamte Substanzgruppe gebräuchlich. An CB1 wirkt JWH-018 viermal stärker als Delta-9-THC.
Krampfanfälle und Erbrechen bei hochpotenten Substanzen
Es gibt eine Vielfalt weiterer, teilweise noch viel potenterer synthetischer Cannabinoide. Diese Substanzen rufen cannabisähnliche Rauschzustände mit kognitiver Einschränkung, geröteten Augen, Tachykardie und Angstzuständen hervor, hochpotente Substanzen auch Agitiertheit, Krampfanfälle und Erbrechen. Auch Todesfälle sind beschrieben. Man erwartet, dass der Konsum halbsynthetischer und synthetischer Cannabinoide nach der Legalisierung des Cannabiskonsums zurückgeht.
Synthetische Cathinone sind als „Badesalze“ bekannt geworden, werden aber als Drogen geschluckt. Cathinone wirken zentralnervös stimulierend, jedoch schwächer als Amphetamine. Konsumierende wirken auf andere aggressiv und unruhig. Da die Wirkung schnell nachlässt, entwickelt sich rasch ein Craving, das zu häufigem Konsum führt.
Ketamin und seine Derivate (z. B. Methoxetamin und Fluoroketamin) werden aufgrund der dissoziativen Wirkung nasal, per os oder intravenös missbräuchlich verwendet. Konsumierende erreichen einen psychedelischen Zustand, den sie als Reise über die Grenzen der realen Existenz oder außerkörperliche Wahrnehmung beschreiben. Ketamin führt rasch zu Gewöhnung und Dosissteigerung. Ein längerer Missbrauch kann Nieren und Harnwege schädigen und so eine irreversible Inkontinenz hervorrufen.
Seit einigen Jahren liefern sich Entwicklung und Verbote immer neuer LSD-Derivate einen Wettlauf. Legal verkauft werden kann derzeit z. B. 1-D-LSD, das im Körper zu LSD metabolisiert wird. Die halluzinogene Droge ist trotz der leichten Zugänglichkeit keineswegs harmlos, sondern kann „Horrortrips“, Erbrechen oder eine Psychose auslösen.
In der Techno-Partyszene sind vor allem vom Amphetamin abgeleitete Halluzinogene im Umlauf, z. B. 2-CB. In niedriger Dosis verstärkt die Droge eigene Emotionen. In höheren Dosen verändert sie die visuelle Wahrnehmung und kann Angstzustände hervorrufen. Da der Wirkstoffgehalt in den verkauften Tabletten stark schwankt, ist die Wirkung für die Konsumierende nicht absehbar.
Synthetische Opioide sind um ein Vielfaches potenter als natürliche. Fentanyl wirkt 80- bis 100-mal stärker als Morphin und Nitazene wirken 100-mal stärker als Fentanyl. Man befürchtet derzeit, dass synthetische Opioide als Ersatzdroge oder zum Strecken häufiger verwendet werden, wenn die Heroin- oder Morphinversorgung schwächelt. Mit Nitazenen gestrecktes Heroin hat in Großbritannien einen Anstieg von Drogentoten zur Folge gehabt. In Zürich hat man beim Drug-Checking in Tabletten, die als Oxycodon verkauft wurden, ein Nitazen gefunden, das 1.250-mal stärker wirksam als Oxycodon ist.
Kraut des Kratombaums wirkt opioidähnlich euphorisierend
Legal berauschen kann man sich auch mit pflanzlichen Drogen wie dem getrockneten Kraut des tropischen Baumes Kratom. Es wird als Tee zubereitet oder geraucht und hat eine opioidähnliche euphorisierende Wirkung in der Stärke von Tramadol. Auch aus den Tropen kommen Yopo- oder Cebilsamen mit der halluzinogenen Substanz Dimethyltryptamin (DMT). Da die Wirkung nur kurz anhält, kombiniert man mit den harminhaltigen getrockneten Blättern einer Liane. Als natürlicher MAO-Hemmer inhibiert Harmin den Abbau von DMT und verlängert damit die halluzinogene Wirkung.
Quelle: Schaaf L. Pädiatrie 2024; 36: 28-32